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Was für eine Reise

Einem Hund einen Platz im Leben einzuräumen und jeden Tag gemeinsam zu verleben, was für eine Reise.

Beim Einzug dieser wundervollen Fellknäule hat man selten eine Vorstellung von dem, was über all die Jahre auf einen zukommt. In erster Linien jede Menge neue Dinge. Bis aus einem Du und ich ein wir wird. Bis man sich auch ohne Worte versteht.

Viele Jahre liegen von einem und wenn wir ehrlich sind, überwiegen die glücklichen Momente. Es ist ein Sommertag, genau wie heute. Die Sonne strahlt so hell und die Wolken sind wenig am Himmel. Die Musik dröhnt im Hintergrund und das Ortsfest läuft auf vollen Touren. Für mich Einsiedlerkrebs, nicht unbedingt, das was ich brauche.

Es riecht nach gebratenen Mandeln und Fritten. Auch so eine Mischung, die man mögen muss. Nick liegt vor mir im Gras und wir lassen uns die letzte Nacht noch einmal durch den Kopf gehen. Feuerwerk, Hitze und Kammerjäger… alles was man so braucht. Aus dem Tiefschlaf holt mich der erste Böller und ich frage mich kurz, wo ich bin. Nick drückt sich eng an mich, nachdem ich alle Fenster etwas abgedunkelt hatte.

Wird schon werden, rede ich uns ein und schließlich schlafen wir nach kurzer Zeit wieder ein. Das Gewitter samt Regen holt uns unlängst später wieder aus dem Schlaf. Alle Fenster, die inzwischen wieder offen waren, bekamen wieder meinen nachtschlafenden Besuch. Schließlich weckte der Wecker pünktlich um 5.30 Uhr. Der Ort war ungewöhnlich ruhig und Dampf lag in der Luft. Eigentlich ein Tag, wie jeder andere auch.

Müde ziehen wir uns zurück und versuchen noch ein wenig zu schlafen. Nick gelang es besser als mir, aber dennoch zieht sich dieser Tag wie ein Kaugummi. Immer wieder ruhen meine Augen auf Nick. Langsamer ist er geworden, ruhig war er schon immer. Aber wenn Indy das passende Mausloch findet, dann rennt er wie ein junger Hüpfer. Lange hat es bei mir gebraucht, um anzunehmen, dass er älter geworden ist. Erste weiße Haare hatte er schon sehr früh und die folgenden habe ich kaum wahr genommen.

Oftmals möchte er die Runden abkürzen. Er bleibt stehen und genießt die Welt. Steht am Zaun und meckert die Menschen an, die sich an unserem Zaun vorbeischieben. Müde sinkt er auf den kühlen Boden neben dem Lebensbaum. Was für eine Ironie. Mein Blick fällt auf die Uhr, bald ist es 17 Uhr. Wie an jedem anderen Tag auch. Nur heute eben nicht. Heute endet eine Reise, die mich sehr berührt. Mich unvorbereitet trifft und eine Wunde aufreißt, die vielleicht schon eine Schicht des Vergessens darüber hat wachsen lassen.

Der erste eigene Wurf wird immer einen besonderen Stellenwert im Leben haben. Wenn auch die Versuche zu allen Kontakt zu halten, eher eine Illusion ist, als Realität. Wie hart die Realität dann ist, zeigt, wenn die Reise zu Ende geht. „Sie kann nicht mehr aufstehen, sie frisst nicht mehr…“ Diese Worte sind so entscheidend und endgültig zu gleichen Teilen. Wenn die Medizin nicht mehr weiterhilft, dann ist es Zeit für den Abschied.

Es trifft wie ein Schlag ins Gesicht und doch ist es der Lauf der Dinge. Wieder schweift mein Blick zu Nick. Wieder sehe ich ihn im Gras liegen und den Moment genießen. Ob er weiß, dass seine Schwester seine Flügel bekommt? Nell, die wunderbare Nell hat ihre Reise beendet und hinterlässt eine tieftraurige Familie. Deren Kinder mit ihr aufgewachsen sind. Ich hatte das unglaubliche Glück, ihre letzten Jahre wieder mit erleben zu dürfen.

Nun trennen sich auch diese Wege. Liebe Nell, das Nesthäcken, die Kleine, hab eine gute Reise. Danke, dass du in dieser Familie für so viel Liebe, Freude und Stimmung gesorgt hast. Danke an deine Familie, dass ihr sie so umsorgt und gepflegt habt. Sie war so glücklich und keine Feuerwehr war unkommentiert. Mach´s gut kleine Nell du wirst sehr vermisst.

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