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Verwundert

Es gibt Tage, da bin ich verwundert. Schließlich gibt es nur wenig Dinge in meinem Leben, die mir richtig schwerfallen, wo ich mich reinknien muss und dafür richtig acker.

Das mag vielleicht auf den ersten Blick ziemlich komisch klingen. Aber wenn man neue Dinge nicht ausprobiert und immer in alten Strukturen wandelt, dann hat man wohl kaum einen Vergleich. Aller Anfang ist schwer und dieses Sprichwort ist absolut zutreffend. Aber man kann durchaus auch mal beim Nachbarn spicken gehen.

Mir fällt immer mehr auf, wie viele das Leben mit meinen Hunden und deren Können als Voraussetzung angesehen wird. „Natürlich kann er/sie das!“ aber ist das so? Als Indy eingezogen war und er sein ersten Feldhasen gesichtet hatte, war für ihn klar; Die sind lustig, die sind schnell. Versuche ich mal mein Glück und renne mit ihnen um die Wette! Aus seiner Sicht vielleicht, aus meiner und der vieler anderen, mal grob übersetzt, JAGEN.

Ich habe mich damals an Lisa, Indy´s zauberhafte Kinderstube bis zur 8. Woche, gewandt und nachgefragt. Was kann ich tun? Was soll ich machen? Keiner meiner anderen war so motiviert, einem Hoppler genau kennenzulernen. Lisa beruhigte mich und gab mir den Rückhalt, den ich brauchte. Die Zeit und konsequente Erziehung half. Rehe, Hasen, Fasane und Co sind immer noch interessant, aber eher das stille Bobachten. Das hinterher laufen hat sich gänzlich gelegt und Lisa hat recht behalten.

Es bedeutete aber auch, gezielt solche Situationen suchen, Ruhe bewahren, im richtigen Moment belohnen und aufhören, wenn es Spaß macht. Ja und wie blöd war das. Ich freute mich wie ein Keks, war sicherlich 1,90 groß und stolz wie Bolle. Dann kommt die Zeit, wo man manche Dinge als gegeben hinnimmt und sich weniger freut. Eher als, das war doch klar, annimmt. Meistens ist das so, wenn wir mit anderen Hunden unterwegs sind.

Das Staunen meiner Begleitung ist mir immer gewiss, aber die Erwartungshaltung an meine Jungs ist hoch. Sie wissen, was sie sollen und möchten mir da auch gefallen und artig Vorbild sein. Auch solche Spaziergänge sind Übung für mich und die beiden. Ich sehe am Indy genau, wenn ein spannendes Tier unweit von uns ist. Ich habe ihn lesen gelernt und kann ihm im Vorfeld schon bestätigen oder ihn zurückrufen.

Es ist Fakt, wenn ich am Horizont Bewegung sehe, erkenne ich 100 mal sooft das Reh, den Hasen, einen Hund oder auch Katze, aber bekannte Gesichter im Auto schaffe ich, dank Konzentration, völlig zu übersehen. Heute erkannte ich nur am Verhalten von Indy, dass vor uns Hindernisse sind, die ihn in den Arbeitsmodus an den Schafen umstellen ließ. Er pirschte sich vorsichtig an und ich sah, dass die Büsche eine große Menge an liegenden Rehen waren.

Warum auch immer sie heute auf diesem Stück Wiese lagen, sie lagen in unserem Weg. Nick pirschte sich ebenfalls heran und ging zum Hüten über. Sie hier abzurufen, ist mit Training natürlich machbar. Aber es ist mit eines der schwersten Aufgaben! Daran üben wir schon lange, aber Indy hat bei vielen anderen Dingen gelernt, wenn wir abbrechen, dann gibt es eine schöne Alternative und so lässt er auch im Spiel von jedem Spielzeug ab und es bleibt exakt da liegen, wo wir beendet haben. Bisher waren jedoch die Versuche, ein Ende an den Schafen zu finden, eher mäßig.

Wir trainieren schließlich und das sieht kaum einer. Heute an den Rehen rief ich Indy. Seine Ohren zeigten mir, dass er mich durchaus gehört hatte. Für ihn waren die Rehe und ihr gemächliches davon grasen, aber ein höherer Reiz. Verständlich, aber ich rief auch nur seinen Namen. Kein Kommando, was vielleicht zu tun sein. Mein eigener Fehler, aber als er mir auffiel und ich das Abbruchsignal aus dem Hüten benutzte, drehte er auf dem Absatz um und kam ohne zu hinterfragen.

Dieses habe ich auf Video mitschneiden können und verschiedenen Leuten meines Freundeskreises geschickt. Es war mehr wie spannend ihre Reaktionen zu lesen und ich merkte, wie oft ich mein Fehlverhalten erklären musste, denn offensichtlich reagierte Indy nicht auf seinen Namensruf. Das er aber sofort auf das richtige Kommando kam, entging vielen. Einmal mehr kann man mal sehen, wie unterschiedlich solche Videos betrachtet werden. Was hätte Indy tun sollen? Seinen Namen hören und sich umdrehen? Zu mir laufen? Sitzen bleiben? Sich hinlegen?

Es kommt darauf an, was man will. Hinterherlaufen keine Option und das weiss der kleine Schelm. Sitzen bleiben und auf das Kommando warten, ist eine schlaue Idee. Wenn nun noch das Frauli passend funktioniert, dann haben die Rehe keinen Stress und ich meinen Hund bei mir. Ich rief ihn, er drehte sich um und lief, mit einem unverwechselbaren Grinsen für das absolut richtige Verhalten, auf mich zu. Lernen, das machen wir drei jeden Tag und auf jedem Spaziergang.

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