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Es wird mal wieder Zeit

Es wird mal wieder Zeit, über das Jahr und seine Überraschungen ein wenig nachzudenken. Vielleicht schon mal den ein oder anderen Schlachtplan zu erspinnen …

Selbst der November macht sich langsam auf seine Sachen zu packen und dem Dezember Platz zu schaffen. Ein wenig Hektik keimt langsam auf, denn der letzte Monat im Jahr ist der, mit der meisten Besinnlichkeit. Fast wie auf Knopfdruck! Überall poppen gerade Lichterketten und Kugeln auf, Kränze hängen an Türen und das Streusalz findet seinen Platz auf der Straße.

Mit den Hunden laufe ich jetzt am liebsten durch den Ort. Es ist so magisch ruhig und doch merkt man, dass sich alle irgendwie freuen 2023 loszuwerden, weil ja 2024 alles besser wird. Vielleicht anders, aber besser? Seit Jahren scheint das nicht mehr so sehr der Fall zu sein. Ich habe immer das Bedürfnis, einen Knopf zu drücken und alles einmal kurz anzuhalten.

Immer dann, wenn es Nick gut geht, Indy seine tollen 5 Minuten hat und Enola mit ihm spielt, der Kaffee dampfend auf dem kleinen Tisch unter der Magnolie steht. Wenn Thomas sich dazusetzt und wir einfach dem Treiben auf der Wiese bewohnen. Nichts tun und noch nicht einmal der Langeweile Aufmerksamkeit schenken. Marmeladenglasmomente oder etwas für die Schneekugel, in meinem Fall.

Und doch gibt es da diese kleinen Risse, die diese Idylle eintrüben. Wenn Anrufe kommen, die mit Erlebnissen der Anderen gespickt sind und die mich immer mitten ins Herz treffen. Viele mögen meinen, ja es sind nur Hunde, aber Hand aufs Herz, auf welcher Webseite seid ihr gerade? Ein Hundekumpel, der mich jahrelang mehr oder weniger begleitet hat, aber immer für Aktion gesorgt hat, wenn wir uns gesehen haben, hat seine Flügel bekommen.

Er war besonders, in allen Lebenslagen. Sein Start ins Leben war sicherlich ein schöner Moment, der von vielen unschönen gejagt wurde. Schließlich hatte er das große Los gezogen und nach 4 Familien, die gefunden, die ihn nicht mehr hergeben wollte, auch wenn das viel Arbeit bedeutet. Belohnt hat er sie mit 15 Jahren Freundschaft, Liebe und Glücksmomenten der besonderen Art. Wir nannten ihn gern, den Autisten in unserer Hundegruppe.

Ice und er verstanden sich ganz und gar nicht. Was nicht weiter schlimm war, denn ich schickte Ice vorne weg und so waren alle zufrieden. Nick sah man an, dass er gern wissen würde, was dieser Knabe für ein Problem habe, aber da Ice nicht herandurfte, nahm er es als Gesetz und damit war es das dann auch. Allein Gayle ließ er an sich heran. Einige Runden sind wir so zusammen durch unsere Wälder gelaufen. Dazu kam diese zauberhafte Kangal Dame, die meiner Gayle gern das ein oder andere Mal auf den Pelz ging.

Wenn ich an diese Runden zurückdenke, muss ich immer noch lächeln. Vor allem aber über mich. Welche Bedenken ich hatte, dass es allen gut geht. Das keiner sich gegenseitig auf den Schlips getreten fühle. Heute würde ich anders handeln, unter anderem, weil ich aus diesen Spaziergängen so viel gelernt habe. Meine Erfahrungen von schlecht auf besser aufgehübscht wurden. Vielleicht auch, weil das Volk, welches jetzt hier wohnt, sich anders verhalten würde.

Joschi war Lehrmeister, kein einfacher Hund, aber mit einem unglaublich großen Herzen. Hatte man das erobert, war er einfach und magisch, wölfisch und zuckersüß.
Lieber Joschi, danke für deine Lehren. Kein Stock ist zu klein, als dass er nicht noch fliegen konnte und du ihn gefunden hast. Für das Zeigen einer Welt, die ich so noch nicht kannte. Jetzt weiß ich, dass es peinlich ist, wenn man auf den Arm genommen wird, während Kangal Dame Bonny am Gras mümmelt. Du warst ein unglaublich feiner Kerl und ich werde dich genau wie Bonny sehr sehr vermissen. Mach´s gut du Wolf!

Einmal mehr bin ich dankbar, meinen Senior noch hier zu haben und es wird schmerzlich klar, dass die Zeit einfach weitergeht. Wunden reißen auf und verschließen sich langsam wieder, dennoch bleibt da diese Leere, dieses Gefühl, sie wieder sehen zu wollen.

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