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Erinnerungen

Erinnerungen sind das Paradies, aus dem man nicht vertrieben werden kann.
Immer wieder kreisen mir diese Worte einer ehemaligen Patientin  durch den Kopf. Immer wieder gibt es Tage, da sehe ich beim Spaziergang einen schwarzen Popo mehr, wo gar keiner sein kann. Plötzlich habe ich Tränen in den Augen, weil es die Strecken sind, die wir all die Jahre zusammen gelaufen sind.

Wenn ich dich noch einmal sehen könnte, dann… Solche Gedanken folgen ohne Aufforderung. Wenn ich dich noch einmal sehen könnte, dein Fell streicheln und dir einen dicken Kuss auf die Stirn drücken könnte, dann wäre es schlimm, mich noch einmal von dir zu trennen. Erinnerungen sind es, die blieben und die mich heute unendlich traurig machen. Ich laufe durch das graue Münsterland. Langsam und langsamer, bleibe schließlich stehen und sehe mit Wehmut auf die drei treuen Begleiter.

Gayle schaut mich aus ihren wunderschönen Bernsteinaugen an und als wenn sie mir sagen will, das ist das Leben und so ist es nun mal. Sie stupst mich an und ich reiche ihr ein Leckerli. Wie jahrelanges Training und schon aus Reflex. Eigentlich unnötig, aber es beruhigt, dass sie einen rechten Appetit hat. Wir beenden die Runde und ich hebe sie in das Auto. Ja ein paar Leckerli sollte ich streichen. Ihre Modellmaße sind dahin. Schwerfällig bewegt sie sich an manchen Tagen und ich denke, eine Diät wäre sinnvoll.

Eine von gefühlten 1000, aber wofür? Es geht ihr gut und sie bewegt sich viel. Müde geht sie auf ihr Kissen und schläft sich aus. Meine Freundin mit ihren Hunden kündigt sich an und ich lehne dankbar ab. „Das ist zu viel Aktion.“ Die letzten Tage waren zu viel Aktion. Ich mache mir Sorgen wie viel Zeit wir wohl noch haben? Gayle interessiert das nicht, sie möchte in den Garten, schnüffelt am Gras. Schaut mich erwartungsvoll an und geht schließlich weiter. Immer in meiner Nähe. Dann schreibe ich meiner Freundin – „Ach was, komm einfach.“ Nach über 2 Jahren war sie mal wieder bei uns.

Die Freude war riesig. Nick war Freude am Stück, Gayle sang vor Freude ein Lied. Hannah ist eine Erinnerung, die Gayle ganz frisch vorkam. Sie freute sich so sehr, so habe ich sie schon lange nicht mehr gesehen. Immer wieder liest man vom Aufbäumen und schließlich vom Flügel nehmen und gehen. Ich kann euch nicht schreiben, wie es mir gerade geht. Ich sitze neben ihr, sie schläft und ich mache mir statt Nudeln Sorgen. Übersehe ich was? Geht es ihr gut? Meine Augen ruhen viel auf ihr und ich hoffe auf mehr Zeit für Erinnerungen.

Gestern noch gelacht und an so was Schönes gedacht… sang Nena einmal und heute geht mir das Lied durch den Kopf. Ich sitze in der Küche, denke an all die Erfahrungen, die ich sammeln durfte und keinen Grund habe so traurig zu sein. Stolz sollte ich sein und mich geehrt fühlen und doch ist da das Wissen, morgen kann alles vorbei sein. 14 Jahre sind eine lange Zeit und wenn ich Nick seinen Kopf zwischen meinen Händen halte, in seine Augen sehe und das markante grau entdecke, weiß ich, dass auch hier die Zeit gegen uns arbeitet. Alles hat seine Zeit und alles hat seinen Glanz…

Ich hole die Kamera und mache Fotos. Ablenken und die Gedanken auf fröhlich verwandeln. An manchen Tagen klappt das sogar und an manchen, geht es schief. Ich möchte mir alles von der Seele schreiben und hoffen, dass es mir dann besser geht. Das klappt zunehmend auch immer weniger. Der Verstand spielt da sein eigenes Spiel. Was bleibt, ist Nudeln zu kochen und die Sorgen damit vielleicht in eine Trainingseinheit zu verwandeln. Passt auf eure Begleiter auf und ich hoffe, morgen ist ein Tag voller Freude.

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