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Ice

23.09.2023 ein Tag wie viele und doch ist er es nicht. Es ist Ice sein Tag, der Erinnerungstag, sein Tag für das Wolkentaxi zu den Sternen.

Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich an diesem Tag nicht wenigstens einmal an Ice gedacht hätte. Ich würde lügen, wenn ich sagen würde, dass mir die Tränen nicht immer noch über die Wangen laufen, wenn ich ABBA the winner takes it all höre. Er war mein Hund und er war etwas ganz besonders.

Heute schaue ich öfter auf mein frisch gebackenes Rudel. Sehe den Regenbogen am Himmel und schaue den Wolken zu. Alles läuft wie hinter Glas. Zwei Jahre ohne Ice. Zwei lange Jahre und es werden mehr, das steht mal fest. Es wird weniger schmerzen, sagt man. An manchen Tagen stimmt das und an anderen nicht. Heute tut es wieder sehr weh und mit Wehmut sehe ich in 4 Tagen, dass auch Gayles Abschiedstag wieder einen Monat weiter wegrückt.

Sind doch nur Hunde, richtig, aber es waren meine, unsere und das in der aufregendsten Zeit meines/unseres Lebens. Sie waren wie Betonpfeiler, stark, beständig und immer da. Ich hingegen war an manchen Tagen genervt, gestresst, unfair und müde. Übelgenommen haben sie es mir nie. Im Gegenteil, sie nahmen meine Emotionen und verwandelten sie in Ruhe, Ausgeglichenheit und Frieden. Es waren Aufgaben, die sie nicht hätten tragen müssen. Das weiß ich heute.

Nick ist der letzte Pfeiler der alten Truppe und das wird mit jedem Tag sichtbarer. Um mich herum gehen gerade wieder viele unserer tierischen Freunde und Nick rückt fast bis an die Spitze auf. Es ist traurig und eine Gewissheit, dass er nicht ewig bleiben wird. Und dann sitze ich am PC tippe mir mein Seelenleben auf dieses weiße und unschuldige, virtuelle Blatt, während sich Enola vorsichtig zu Nick aufs Sofa legt.

Nick hebt seinen Kopf, schaut sie an und senkt ihn wieder. Er ist müde, ihr immer aus dem Weg zu gehen, oder sie ist alt genug, auch mal für ein paar Minuten stillzuliegen. Schließlich schlafen beide friedlich nebeneinander. Das hatte ich immer gehofft, aber noch nicht zu träumen gewagt. Geduld, ja richtig, die sollte ich haben und habe ich auch, aber für andere Dinge. Für diese zwei auf meinem Sofa brauchte ich mehr als Geduld. Hoffnung und nicht aufgeben, daran glauben und wünschen, dazu ein wenig Geduld.

Vieles lehrten mich Gayle und Ice. Noch mehr ein Nick, der so anders war. Indy zeigte mir, was Vertrauen ist und wie man es Stück für Stück aufbaut. Der Verlust von seinen großen Vorbildern hat ihn, genau wie mich, hinfallen lassen. Wir haben uns zurückgekämpft, auch wenn das keiner gesehen hat. Man wirkt oft zuverlässiger, als man eigentlich ist. Die Tränen und die Trauer wohnen zu Hause. Dann kam Indys Wurf und eine kleine Hoffnung.

Enola machte in erster Linie einmal alles kaputt, was sich nach all der Zeit aufgebaut hatte. Das Verhältnis zwischen Indy und Nick war wunderbar und gemütlich geworden. Ich war gemütlich geworden und die eingefahrenen Bahnen liefen reibungslos. Welpen sind niedlich und unfassbar zeitaufwendig, wenn man ein bestimmtes Ziel verfolgt. Ich hatte nur den Wunsch, glücklich zu sein. Vielleicht wieder diese Harmonie von Gayle, Ice und Nick zu haben. Nur eben mit neuer Besetzung.

Ein viel zu hohes Ziel und der Fall war tief. Oft habe ich mir gewünscht, es gäbe einen Schalter, den man drückt und alles läuft. Na ja, geschenkt wird einem nichts. Thomas und meine Freunde sind Schalter der anderen Art. Immer, wenn ich nicht mehr konnte und gern aufgegeben hätte, waren Stützen da. Es dauert eben und heute, an so einem traurigen Tag für mich, bekomme ich das Geschenk schlecht hin.

Es mag merkwürdig klingen, aber dass drei Generationen unter einem Dach endlich ein zusammen gefunden haben, tut meiner Seele heute besonders gut. Diese Kleinigkeit, dass Opa Nick mit Enkeltochter Enola dicht an dicht liegen, ist wie ein Pflaster. Ich traue mich kaum zu bewegen, damit dieses Bild noch ein wenig so bleibt. Aber ich weiß auch, dass sobald sich Enola einen bequemeren Platz sucht, Nick aufsteht und auf seine Decke im Schlafzimmer wandert.

Dann ist das alte Leben erst einmal zurück. Das Universum läuft wieder in seinen Bahnen, aber für den Moment, diesen einen kleinen Moment, war die Welt ein Stückchen schöner. Morgen geht das Leben wieder so weiter, wie eh und je. Das ist gut so und Erinnerungen bleiben, sind immer da und werden nicht blasser. Ich vermisse Ice und Gayle sehr, das wird sich nicht ändern. Auch in drei Jahren nicht.

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