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Sonne

Sonne… ich würde lügen, wenn ich sage, es blendet, es ist zu warm, es nervt… Ich sitze vor unserem Panoramafenster und die Sonne scheint mit voller Kraft durch das geschlossene Fenster. Gayle hat sich neben mich gekuschelt und schläft den Schlaf der Gerechten. Warum auch nicht, der Spaziergang mit unserem Kleinteil war spannend genug. Im Ort spazieren zu gehen, ist wirklich Timing nötig. Sonst hat man die Hundeschule auf dem Bürgersteig und ich mag im Moment da nicht mitmachen.

Es sind noch satte 4 Tage, bis Nick seinen Kragen an den Nagel hängen darf. Langsam drängt sich mir auch der Verdacht auf, dass der Plastikempfänger nervt. Trotzdem halten wir stur an den Vorgaben fest. Die Spaziergänge sind dann eben nur 10 min und auch da merkt man Nick an, dass er langsam andere Wege vorschlägt. Jedes Mal erzähle ich meinem Professor, dass wir BALD wieder alles laufen dürfen. Im Moment sind die Runden im Ort für den Operierten wirklich nicht gerade unterhaltsam.

Nirgends ein Brief einer läufigen Hündin, kein Hund, der Nick anpöbelt und wo er vielleicht mal seine tiefe Stimme auspackt und zurück mault. Nichts… daher packen wir ihn mindestens einmal am Tag ins Auto und fahren zu spannenden Runden. Auch wenn die dennoch nur 10 min lang sind. Bald können wir das alles in einen Briefumschlag stecken, mit der Adresse *wo der Pfeffer wächst* versehen und abschicken. Klartext bedeutet für mich als Führungskraft und Bespaßer kleine Runde mit Nick. Große Kulleraugen schauen traurig zu, wie die beiden anderen Kollegen an die Leinen gepackt werden und mit mir verschwinden.

Ich bin mir sehr sicher, der Professor stellt seine Eieruhr und misst nach, wie lange wir weg waren. Ein seltsames Gefühl, das gewohnt liebe Gesicht hinter der Scheibe kleiner werden zu sehen und zu wissen, das wäre auch eine Runde für Nick gewesen. Aber meine geliebte Gayle schafft es immer wieder, sich in den Fokus meiner Gedanken zu schieben. Es ist ja nicht so, dass ich nicht die Wege genau überdenke und ihr auch die Möglichkeit gebe, nicht die Bordsteinkante zu nehmen, sondern die Einfahrt. Gayle läuft voller Freude auf den abgesenkten Teil zu und holt aus zum Sprung ihres Lebens.

Mein Blutdruck nimmt Fahrt auf und kurz halte ich die Luft bei der Landung an. Das ist ähnlich, wie wenn von der Sprungschanze in Garmisch-Partenkirchen die Skispringer landen. Stehen sie oder fallen sie noch um? Gayle steht, ich atme und beide freuen wir uns. Indy steht 10 Meter weiter, schaut sich unser Schauspiel an und schüttelt mit seinem Haupt. Ich bin mir sicher, dass das ein Kommentar von ihm war. Wir zwei Spaßbremsen halten den jungen Mann davon ab, schneller an den wichtigen Artikeln zu lesen. Es könnte ja jemand kommen und vor ihm alles weggelesen haben.

So freue ich mich auf den Punkt, wo ich sagen kann, *Leinen los*. Ok, wir legen nicht ab, aber es kann frei geschnüffelt werden. Indy, der sonst eigentlich nichts mit uns zu tun haben will, läuft plötzlich fast Fuß neben mir. Lustig… Gayle trödelt hinter uns her und versüßt mir den Tag mit einer Schrittgeschwindigkeit, die sie an der Leine niemals haben wird. Dazu der Sonnenschein und die Laune ist im oberen Drittel. Beschwingt kommen wir nach Hause und Nick steht bereit für seine nächste Runde.

Also in ungefähr 2 Stunden. Jetzt ist Pause für dieses Update und eine Tasse Kaffee. Was sein muss, muss eben sein.

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