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Endlich Zuhause

Was habe ich auf die Worte gewartet: „Sie können ihn abholen kommen.“
Das war es mit unserer Never Ending Story, mit der Klinik. Nick ist Zuhause und ich möchte mich ausdrücklich bedanken. All die Leute, die uns kaum kennen, aber dennoch uns eine Spende haben zukommen lassen. Ihr seid der Wahnsinn, ich bin zutiefst gerührt und hätte damit nicht gerechnet. Einige kenne ich persönlich und habe da auch schon Danke sagen können, viele kenne ich kaum oder auch gar nicht, und dennoch habt ihr uns finanziell geholfen, womit ihr konntet.

Egal wie viel an Geld ihr gegeben habt oder konntet, es ist uns eine Hilfe in der Not.  Wir hatten damit nicht gerechnet und sind um so mehr dankbar für so viel Hilfe. DANKE … DANKE… DANKE… Nadja, vor allem, da sie die Aktion ins Leben gerufen und immer wieder geteilt hat. Ach Leute, wenn ihr wüsstet… diese Hilfsbereitschaft tut so gut… Leute hinter sich zu wissen, die einen nicht allein im Regen stehen lassen….

Donnerstag Abend
3 Stunden nach dem Anruf in der Klinik halte ich es nicht mehr aus. Man kann ab 16.30 Uhr anrufen und einen Rückruf vereinbaren. Das bedeute, der zuständige Stationsarzt ruft zurück, sobald es seine Zeit zulässt. Das kann nur Minuten dauern, oder auch mal 3 Stunden. Mein Nervenkostüm schien gerade Runden in der Waschmaschine zu drehen, denn mir war nur noch schlecht.

Ich schnappte mir Indy und ging raus an die Luft. Hirn lüften und abschalten, das Handy beim Mann gelassen und die leise Hoffnung haben, dass der Anruf kommt, wenn Thomas Handysitting hat. Ich drehe den Schlüssel im Schloss und in der Küche beginnt ein Lied zu spielen… He is coming home, he’s comming… football coming home… leise summe ich mit und sehe meinen Mann breit grinsend in der Küche stehen.

Im ersten Moment war ich wie gelähmt. „Echt jetzt?“, fiel mir als Erstes ein, als Worte wieder rauswollten. „Ja, morgen vereinbaren wir gegen Mittag einen Abholtermin und dann kommt er heim.“ So geweint habe ich die letzten Tage schon oft, aber nicht vor Freude. Was muss noch alles erledigt werden und vor allem noch eben einen Termin buchen zum Covid testen.

Es kam der Freitag und damit ein paar Ereignisse, die ich so nicht geplant hatte. Handwerker kamen unseren Wasserschaden in die Schranken zu weisen. Besuch der tierischen Art für Indy und Gayle war zeitgleich da und es war eine Abwechslung der besonderen Art. So gespielt und sich gefreut hat Indy sich schon lange nicht mehr. Gayle war glücklich über die leckeren Happen, die das Frauli verteilte und so verging die Zeit bis zum Telefonat sehr schnell.

Eine andere Freundin erinnerte mich daran, den Termin so früh wie möglich zu legen, es käme da noch so was wie ein Sturm. Als ich endlich anrufen konnte, bekam ich keinen Rückruftermin, sondern 17 Uhr wäre alles bereit. Ich war erleichtert und egal was der Sturm mit uns anstellen würde, wir fahren und holen ihn nach Hause. Freunde, die gerade zu Besuch waren, aßen noch mit uns Mittag und dann fuhren sie heim und wir nach Bramsche. Der Start war haarig und sehr unangenehm. Jedoch je näher wir kamen, so sonniger wurde es. Ein Zeichen, was mich einfach freute.

Ich stieg aus und ging in die Klinik, während Thomas bei den anderen Beiden blieb und einen Parkplatz suchte. Wir waren spät dran, aber noch passend da. Ich wurde aufgefordert, noch einmal Platz zu nehmen und ich drehte Nick seine Leine in den Händen. Ich wollte nicht mehr warten, ich wollte ihn wieder. Irgendwo hinter diesen Fachwerkmauern war er, aber doch noch so weit weg. Neben mir bangten zwei Damen um ihren Hund in der Untersuchung. Ich hörte hinter mir die Bäume draußen Applaus klatschen und dachte, warte noch… Sturm noch nicht loslegen…

Leute kamen und gingen, mein Name war nicht dabei. Ich wurde nervös und wäre am liebsten auf und ab gelaufen. Da hörte ich so was in der Art wie meinen Namen und schließlich „für Nick“. Das konnte nur ich sein. Ich folgte der Dame in das Zimmer mit dem Operateur und er begann auch sofort mit der Erklärung, was in den kommenden Tagen auf uns zukommen würde. Was er empfehle und was wir auf keinen Fall machen würden. Ich verfolgte alles, hörte zu und mir kamen keine Fragen auf. Wem fällt denn noch was ein, wenn der Hund nicht da ist, man aber weiß, dass er gleich irgendwo ist.

Ich wurde an den Empfang geschickt, um das finanzielle zu erledigen und die Medikamente für die kommenden Tage in Empfang zu nehmen, dann würden sie Nick mir bringen. Alles klar, das kam noch irgendwie in der Speicherabteilung namens Hirn an. Wieder dauerte es eine Ewigkeit und ich wurde erneut gebeten mich zu setzen. Natürlich war kein Platz frei, wo ich hätte ihn sofort sehen können. Die Leine drehte neue Runden in meinen Händen und ich hörte endlich Krallen auf Holzboden. Das konnte nur Nick sein. Ich lief zu ihm und er schaute mich aus ziemlich müden Augen an. Seine Rute wackelte leicht und ich wurde sofort aufgefordert meine Leine unter dem Kragen durchzuziehen.

So wurden die Leinen eben getauscht und Nick tat, was Nick tun muss. Raus hier… ohne einen Blick zurück. Lief er zu der Tür, wo wir vor gut einer Woche hereingekommen sind. Vermenschliche ich gerade??? Möglich, aber wir liefen raus, ab ins Auto. Geplant war ein Wiedersehen mit allen unseren Hunden vor dem Auto. Dank des zunehmenden Sturmes entschieden wir, sofort zurückzufahren. Gayle war entsetzt, dieser Außerirdische roch nach Arzt, sah aus wie Nick, aber benahm sich merkwürdig. Indy entschloss sich zu Gayle zu legen, sicher ist sicher.

Nick jedoch krabbelte nach vorn zu Thomas und hechelte, was das Zeug hielt. Es dauerte noch eine ganze Weile, bis er sich hinlegen konnte. Dann schlief er erstmal eine Runde, während Thomas und zielsicher auf die A1 fuhr. Der Sturm hatte an Fahrt aufgenommen und pustete uns ordentlich durch. Langsam sickerte das Gespräch mit dem Arzt durch. Futter, wir empfehlen Diät Futter… äh… Mist… ich wählte die Nummer der Klinik erneut und erkundigte mich welches Futter ich alternativ nehmen könnte, denn inzwischen wusste ich, dass unser Tierarzt eine andere Marke im Programm hat.

Dieses Futter würde auch gehen und so telefonierte ich zuerst mit meiner Schwiegermutter, die das Futter holen wollte. Bis zum Sprechstundenende wären wir niemals da gewesen. Danach informierte ich unseren Tierarzt, dass jemand das Futter holen kommt. Alles war geregelt und wir mitten im Sturm. Ich erhielt viele Nachrichten, ob wir schon sicher daheim wären und wie es in unserem Ort so aussehen würde. Ich wollte nur noch Heim und der Rest im Auto auch. Als das Futter bei uns war und wir das Auto einige Minuten später endlich in der Einfahrt parkten, flogen uns schon Äste um die Ohren. 

Im Garten noch eine kleine Runde gedreht und dann fiel Nick in den ersten Schlaf Zuhause. Endlich Zuhause schien er zu sagen und schlief bis es etwas Futter gab. Die Nacht ging gut vorbei und die ersten Runden haben wir im Ort schon gedreht. Mehrmals 5 bis 10 min ist unser Auftrag und da kommt das Wetter mit seinem Sturm gerade recht. Montag geht es zum Tierarzt zum ersten Check up, dann ist er auch das Antibiotikum los. Zwei Wochen Leinenzwang, und zwar egal, ob Garten oder Spaziergang. Das schaffen wir.

Kragen, Lampenschirm oder auch Leckbremse soll permanent dran bleiben. Daran arbeiten wir beide gerade. Denn nicht nur mich stört das Ding. Wir besorgen einen aufblasbaren Ring, damit er sich freier bewegen kann und dennoch keine Reinigungsarbeiten vornehmen kann. Gayle hat inzwischen erkannt, dass es Nick ist und ihn schon mal ordentlich geputzt. Das Gesicht, versteht sich. Indy hat inzwischen auch gesehen, dass er sich um Nick handelt und beobachtete das Ding mit dem Plastikschirm genau. Das Ding ist ihm nicht geheuer.

Gayle ist heute deutlich aufgeregt, vielleicht auch, weil die Spaziergänge an der Leine nicht das Gleiche ist, wie ohne den lästigen Strick. Aber mit gehangen, mitgefangen, so müssen wir alle ein wenig Abstriche machen bis unser Auto aus der Werkstatt zurück ist und den Einstieg über eine Rampe möglich ist.

Die kommenden zwei Wochen werden sicherlich auch spannend, aber einer ganz anderen Grundlage folgend.

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