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Perinealhernie

Perinealhernie, die …
Als ich das Wort das erste Mal in die Suchmaschine eingab und mir Bilder anzeigen ließ, war mir sofort klar, meine Freundin hat recht mit der Ferndiagnose. Zugegeben Ferndiagnosen sind wirklich nicht das, was wegführend ist. Noch weniger, wenn man Doktor Google befragt und mit seiner Recherche zum Tierarzt fährt und mitteilt, was man entdeckt hat. Ich bin Sprachlegasthenikerin und konnte das Wort schon mal gar nicht aussprechen und reduzierte es auf  Hernie.

Platt ausgedrückt, ist es eine Aussackung von Gewebe. Meistens in Zusammenhang mit einer Bindegewebsschwäche. Bei Hunden kommt das eigentlich nur bei unkastrierten Rüden vor. Genetisch ist nicht wirklich etwas zu finden, was belegt, dass eine Disposition dafür vorhanden ist. Meine Freundin (Tierärztin) hat sich für mich da mal auf die Suche begeben, als sie mich fragte, was sie aus der Ferne für mich tun könnte. Natürlich kreisen mir solche Gedanken durch den Kopf, wenn ich klein Indy vor mir sehe.

Als es bei Nick auftrat, war er 9 Jahre alt. Nachzulesen ist, dass es bereits ab dem 5. Lebensjahr dazu kommen kann. Das bezog sich jedoch allgemein auf Rüden, nicht auf eine spezifische Rasse. Beim Tierarzt wurde heiß diskutiert, was der Weg für uns sei. Kastration ist immer mit im Spiel, wenn es um eine Perinealhernie geht. Prostata und Co sorgen für ein Voranschreiten der Aussackung, was wir mit einer chemischen Kastration erst einmal beobachten wollten. Es ging sehr lange gut, da der Chip oder auch Nick sich nicht trennen wollten. Fast 1,5 Jahre veränderte sich die Hernie kaum. Wir waren regelmäßig in tierärztlicher Behandlung und jedes Mal wurde die Hernie kontrolliert.

Ich begann zu suchen, ob man auch anders helfen könnte. So entwickelte ich über die Zeit aus Kinderleggins eine Schlafanzughose für ihn. Gepolstert mit einer weichen Socke, schlief er zwar zusammengerollt, aber ein wenig Druck gab es so gegen die Hernie. Als sich der Chip dann doch aufgelöst hatte, begann die Aussackung größer zu werden. Schnell war ich bei unserem Tierarzt und genauso schnell, war die Überweisung in die Spezialklinik da. Eine unglaublich lange Woche bis zum Termin lag noch vor uns.

Dann kam die erste Verstopfung und die Hernie schwoll von anfänglich Entenei-Größe auf Apfel- und schließlich auf Orangen-Größe an. Meine Tierärztin gab mir leicht abführende Mittel und wir gingen viel spazieren, bis die erlösenden Haufen zutage waren. Es ist schwer nachvollziehbar, wie schwer es ist, die „Stinker“ im Dunkeln mit der Taschenlampe wie eine Detektivin zu suchen, abzuwägen, ob das genug ist und zu warten bis der nächste „geliefert“ wird.

Schließlich war er da, der Tag in der Klinik. Für diejenigen, die sich fragen, was in dieser Perinealhernie „wohnt“, eigentlich Darmschlingen, die sich einen Weg durch das Gewebe, in dem Fall Muskulatur, gesucht hat. Im ungünstigen Fall hebt sich die Blase und wird mit den Darmschlingen in die Aussackung geschoben. Natürlich gehört weder das eine noch das andere an diese Stelle und mit ausreichend Kot im Darm stirbt auf lange Sicht Gewebe ab, schlimmstenfalls die Blase. Was dann folgt, brauche ich kaum in Worte zu fassen.

Wir hatten Glück und waren rechtzeitig da. Nun gibt es Wundheilungsstörungen, da der Defekt sich Raum verschafft hat. Nicht ungewöhnlich, aber einfach für alle Beteiligten eine Nervenprobe der besonderen Art. Ich telefoniere jeden Tag, um bald die Worte zu hören, auf ich so sehnlichst warte.

Viele habe mich in den letzten Tagen angeschrieben und nachgefragt, was das ist. Ich habe nur unseren Werdegang  notiert und bin bei weitem kein Maß der Dinge, kein Lexikon oder Ratgeber. Diese Art der Hernie hat seinen Sitz direkt neben dem Analausgang, meistens rechts. Kann aber auch beide Seiten betreffen und es bilden sich optisch, am besten, als Beulen zu beschreiben. Oft habe ich gelesen, dass Netze eingesetzt werden, um den Defekt aufzufangen. Aber zeitgleich auch, dass ein Abstoßen sehr wahrscheinlich ist und damit ein erneutes Auftreten möglich sei.

Der operierende Arzt sagte mir aber sofort, dass er kein Netz einsetzen, sondern Muskulatur als „Füllmaterial“ nehmen würde. Alles unter dem Aspekt, dass das Gewebe nicht porös sei. Was es nicht alles gibt. Kompliziert klang es in meinen Ohren allemal. Heute ist die OP genau eine Woche her. Alle Umstände zeigen, dass es Nick gut geht. Nur die Schwellung, mit Erregern darin, geben noch Grund, dass er weiter in der Klinik auf Besserung wartet.
Ich kann euch gar nicht sagen, wie unglaublich traurig es mich macht, wenn ich weiß, dass er hier sein könnte, wenn das mit der Schwellung nicht wäre. Ihn nicht zu sehen, und das „nur“ eine Woche lang, ist kräftezehrend.

Ich sitze wieder am Küchentisch, wie so oft und der Wind lässt unser Windspiel klingeln. Indy kommt in die Küche und erinnert mich daran, dass wir gleich trotzdem rausmüssen. Gayle schläft im Flur und hat in der letzten Woche an Großmutter Eigenschaften extrem zugelegt. Ich bin mir sicher, dass ich einen großen Faktor dazu beitrage. Nach jedem Anruf klappe ich zusammen, wie ein Taschenmesser und ich weiß, dass ich mir das verkneifen sollte. Jedoch geht das nicht immer. Klare, offene und harte Worte der Ärzte lassen den Funken Hoffnung immer wieder ausdrücken. Ich weiß, dass er an der besten Stelle ist, die helfen kann, sollte was schieflaufen. Aber ihn nicht zu sehen, nicht durch sein Fell zu streicheln und ihm zu sagen, dass bald alles geschafft ist, fällt schwer.

Danke an alle, die mir per WhatsApp Worte schicken, die mich aufbauen. An alle, die uns mit einer seit gestern laufenden Spendenaktion unterstützen. Ich kann euch nicht sagen, wie sehr ich mich über eure Hilfe freue und ich keine Ahnung habe, wie ich das jemals wieder gut machen kann. Nadja – du unglaublich reine Seele … DANKE …
Mir laufen die Tränen und das seit Tagen und ich hoffe, dass sie bald nicht mehr nötig sind.

ALLE DIE UNS GEHOLFEN HABEN BIS HIER UND IN DEN KOMMENDEN TAGEN

D
A
N
K
E

Ich halte euch weiter auf dem Laufenden…

 

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