Der Grinch

Da hab ich den Salat. Weihnachten steht mehr wie nur vor der Tür. Er krempelt gerade die Ärmel hoch zum Anklopfen.

Leise spielt mir das Radio „süsser die Glocken nie klingen“ und ich erwische mich dabei, dass ich mich habe anstecken lassen. Überall um mich herum regiert langsam aber sicher der Stress. Baum holen, Baum aufstellen, Butter fehlt und dann auch noch der Nachtisch.

Eigentlich ein Ritual, was überall dazu gehört und doch lese ich immer öfter, wenn es doch nur schon alles vorbei wäre. Zu Beginn versuche ich immer noch die schönen Seiten des Festes aufzuzeigen und nicht der Grinch zu sein. Doch an mehreren Ecken bröckelt die Vorfreude und ich entwickle mich mit zu einer Art Grinch mit Kaffee neben dem Laptop.

Freude ist eben so ansteckend, wie genervt sein. Ob es die letzten Dinge der Besorgung sind, oder dass ich die Leine von Indy nicht richtig halten konnte und er seiner Meinung nach mal einen anderen Rüden zusammen gestaucht hat? Ich kann es kaum objektiv beurteilen und ärgere mich am meisten über mich selber. Das Wetter hat auch schlechte Laune und sorgt für frühlingshafte Stimmung. Wenn da nicht die Kugeln noch im Baum an Weihnachten erinnern würden.

Ich gehe wieder und wieder in Gedanken durch, was in den kommenden Tagen wann am besten vorbereitet und später gekocht werden würde. Ist auch wirklich alles da? Schlimmer, als wenn wir auf Reisen gehen. Es sind doch nur 3 Tage und dann ist das Leben wieder so was wie normal. Der Grinch in mir ist zufrieden und beginnt wieder Lieder zu summen.

Dann steht Indy vor mir, wedelt leicht und vorsichtig, als wenn er in Erfahrung bringen möchte, wer gerade vor ihm steht und welche Laune ich gerade habe. Recht hat er, warum eigentlich einen auf Grinch machen, wenn gute Laune viel schöner ist. Ich nehme mir die Regenjacke, stülpe eine über den Nick. Der ist, wie immer wenig erbaut davon, aber wer raus möchte und etwas Rücken hat, oder sich an Arthrose herantastet, bekommt eben den schicken Mantel.

Indy hüpft fröhlich vor der Tür herum und kann es kaum erwarten, dass das Holzding endlich den Weg zur Außenwelt freigibt. Alles wie immer und doch mit roten Kugeln und weihnachtlichem Glanz.