Weihnachtsblues
Nur noch wenige Tage sind es bis zu Weihnachten und ich bin müde und kaputt, wie lange nicht mehr. Ist er das? Der Weihnachtsblues, der dem Montagsblues den Rang ablaufen will?
Das Radio spielt nach Kräften Weihnachtslieder und das schon seit Wochen. Leise summe ich meine Lieblingslieder mit und auch das hilft heute nicht mehr. Alles scheint vorbereitet zu sein und die Festtagsmenüs stehen. Die Zutaten warten auf ihren Einsatz und ich? Ich könnte dauerhaft schlafen. Der Frost und das winterliche Aussehen in der Natur taten mir sehr gut.
Und wenn das Frauli gute Laune hat, dann merkt man das den Hunden auch an. Viel waren wir in den letzten Tagen unterwegs. Die Kamera im Anschlag und auf Wegen unterwegs, die wir seit es Ice und Gayle nicht mehr gibt, vermieden haben. Jedoch sind es bezaubernde Strecken und so traute ich mich dann doch wieder in diese Gefilde.
Nick und Indy waren genauso gern mit draußen, wie ich und zusammen haben wir die wonnige Wärme des Ofens genossen. Ich wusste, dass dieses Zeitfenster nicht gerade von Dauer war. Heute holt mich mein Tatendrang und das warme Wetter wieder ein. Müdigkeit, wie im Frühjahr auf Knopfdruck. Vogelgesang macht es da nicht besser. Und wenn ich genau unter unserer Harlekin-Weide schaue, sehe ich die ersten grünen Blätter der Schneeglöckchen.
Verkehrte Welt und auch wenn ich eine enorme Bettanziehungskraft habe, wartet der Haushalt. Ich laufe, nein, ich schlendere an Indy seinem Körbchen vorbei. Sehe seine Augen für einen Moment aufblitzen, gefolgt von der Nase, die sich noch ein Stück mehr unter der Rute verkriecht. Ich knicke im Vorbeigehen und denke, dass er eine weise Entscheidung getroffen hat. Nick hebt kurz den Kopf, sieht, dass ich dem Wasserkocher einen Job verpasst habe und legt sich auch wieder eng zusammengerollt auf seine Decke.
Was würde ich darum geben, genau das auch jetzt zu tun? Ich hole mir einen belebenden Ingwertee aus dem Schrank und hoffe, dass er wenigstens seinen Job erledigt. Auf meiner heutigen Liste der Erledigungen stehen eigentlich ein paar Dinge, die ich nur zu gern erledigen würde. Wenn, ja, wenn ich nicht so unglaublich müde wäre. Die Jungs sind ansteckend. Ich nehme den Tee, rieche die Mango, die sich zum Ingwer gesellt hatte und zusammen meinem Geist auf die Sprünge hilft.
Setzte mich vor dieses Kommunikations-Ding und schreibe. Seit Tagen hatte ich das vor, aber es finden sich gerade jetzt 1000 andere Dinge, die besser sind. Mein Vorhaben, das letzte Buch zu Ende zu schreiben, scheint in unerreichbare Ferne gerückt zu sein. Auch das Pinsel-Schwingen ist dem Weihnachtsblues erlegen. Noch vier Tage und alles steht für diesen feierlichen Moment still. Wahrscheinlich brennt wieder etwas an, fehlt etwas oder man isst wieder viel zu viel.
Alle Jahre wieder und dann ist das Fest, was ich so mag, schon wieder vorbei. Die Kugeln bleiben noch eine Weile, die restliche Deko wird langsam wieder in den Kartons verstaut und ich freue mich auf die kommende Zeit, sobald Silvester vorbei ist. Neues Jahr, neues Glück …