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Es ruckelt immer…

Auf einer meiner Lieblingskarten steht: Es ruckelt immer ein bisschen, wenn das Leben in den nächsten Gang schaltet. Und genau so ist es …Lange habe ich überlegt und zum ersten Mal auch meine Freunde um Rat gebeten, ob ich diesen Text schreiben soll oder lieber nicht. Man bekommt einen zuckersüssen Welpen ins Haus. Macht alle Höhen und Tiefen der Junghundezeit mit und dann kommen die schönsten Hundejahre, die es geben kann. Alles hat Höhen und Tiefen und alles ist der Weg, den man eingeschlagen hat, wenn man einen Hund in sein Leben lässt. Niemals oder eher selten bis gar nicht macht man sich Gedanken um das was das Leben zum Anschluss bringt.

Man hofft ja man bangt, das der geliebte Vierbeiner einem die Entscheidung abnimmt und es so ist wie es dann ist. Wunsch und Realität sind da jedoch ziemlich anders. Veränderungen des Älterwerdens erleben nicht nur wir und man übersieht vielleicht gern ein paar der Zeichen, die eindeutig daraufhinweisen, das unsere Hunde Rentner sind. Als neulich unser Freund zu Gayle sagt: „Na Oma…“ klang das so merkwürdig, das ich doch glatt sagte: “ Solange sie nicht weiss, das sie eine Oma ist, tut sie auch nicht so als wäre sie eine, nenn sie doch einfach Queen Mum.“

Und dann kommt da, wie ein Gewitter ohne großes Ankündigen, die Gewissheit sie werden älter. Ohne viel Schnickschnack und ohne viel Aufsehens steht der Hund vor dir und kann nicht mehr. Nichts geht mehr und der ganze kleine Körper steht aus wackeligen Beinen. Steif macht er sich beim Versuch des Tragens, um schneller am Auto zu sein. Thomas geht so schnell er kann und holt das Auto. Der Tierarzt wird noch von unterwegs angerufen und wir dürfen so schnell wie möglich kommen.

Röntgenaufnahmen werden gemacht und eine Diagnose erstellt. Ein Therapievorschlag und die Alternative… was weiter kommen würde, kann keiner vorhersehen. Wie gelähmt sitze ich im Auto und versuche die Worte der Tierärztin zu verdauen. OP oder nicht OP … Gehen lassen oder kämpfen… Cortison und Schmerzmittel sollen erst einmal zeigen, ob es auch so in den Griff zu bekommen ist. Zeitgleich schicke ich alle Informationen am meine Physiodamen und auch sie melden sich zu Wort.

Vorerst nicht die Flinte ins Korn werfen und so war schon ein Tag später der Termin dazwischgequetscht. Bandscheibenvorfall mit Kalkeinlagerung zusammen mit einer ordentlichen Entzündung. Cortison und Schmerzmittel zeigen eine wunderbare Wirkung und nach Tagen des Bangens zeigte sich ein kleiner Streifen Licht am Horizont. Dann der Tag des Medikamentenwechsels und damit ein Runterfahren von Schmerzmittel. Alles fiel zurück auf Anfang und die Gedanken machen einem das Leben schwer. Jede Bewegung wird beäugt und gehofft. Das Blutbild zeigte nicht besonderes und so hieß es für mich Geduld. Die die ich nicht habe und auch nur schwer ertragen kann.

Der Tag der Umstellung war der pure Horror für mich, denn ein Abbau statt Hilfe war zu erkennen und ich konnte es kaum ertragen. Ständig ruhten meine Blicke auf dem Hund. Gehen lassen… verabschieden… ich legte mich dazu und sprach leise in das Ohr… wenn du gehen willst, dann geh… nimm keine Rücksicht…
Doch der wache Blick, der Hunger und der Wille weiterzumachen war in den schönen Augen zu sehen und machte alles für mich noch schwerer. Thomas bestärkte mich nicht aufzugeben und zu kämpfen. Und ich begann Lösungen zu suchen, Hilfe zu finden und einen Weg zu gehen, der vielleicht nicht der einfachste ist, aber ich gebe nicht auf. Genau wie Ice…

Kämpfer von Anfang an… Mutmacher in so vielen Situationen meines Lebens und ich stehe neben ihm und kann nichts machen, außer ihn halten. Die Pfoten mit der Bürste davon überzeugen, dass die Nerven einen Job haben. Und ja langsam werden die Pfoten wieder empfindlich, zucken weg wenn ich sie massiere. Das Medikament beginnt seinen Job aufzunehmen und langsam sind kleine aber feine Schritte nach vorn zu entdecken. Ice ist längst nicht der Alte und man merkt, dass ihm alles extrem schwer fällt. Nicht vorn zu laufen, nicht der Schnellste zu sein, nicht allein ins Auto zu springen, nicht allein die Treppen zu laufen…

Der Eigenständige und Sturrkopf, der er schon immer war, möchte immer noch alles allein machen. Wir lernen beide gerade, wie wir den neuen Weg und seine Steine bunt malen können und arbeiten täglich an den Hürden. Ich bleibe positiv für uns beide und er schenkt mir das Strahlen wie immer. Auf das wir noch lange zusammen unterwegs sind. Inzwischen in Gayle Tempo und auch Gayle Runden aber ohne Bollerwagen, den er wahrscheinlich ebenso blöd findet, wie Treppen rauf und runter tragen. Aber dennoch werden wir das as soon as posibile testen.

Leute… nehmt es mir nicht übel… die letzten Tagen waren eine wahre Achterbahn der Gefühle, da ich öfter gedacht habe, das wir ihn verlieren. Viele haben mit mir geschrieben über die Dinge ihres Lebens und haben mich damit auf andere Gedanken gebracht. Ich wollte es Euch allen sagen, aber ich wusste nur zu oft nicht wie.
Morgen ist ein neuer Tag voller Abenteuer und voller Freude über ein Jaulen mit seiner tiefen Stimme und seine Pfote, die einem immer wieder sagt…. HE STREICHELN…

Drückt uns die Daumen, das wir ihn schnell wieder stabilisieren können und die Rückenschmerzen langsam nachlassen.

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