der Seniorhund
Der Seniorhund sollte für mich ja eigentlich nicht unbekannt sein und dennoch ist es jedes Mal wieder ein neues Eingewöhnen.
Die Sonne scheint durch meine dreckigen Fenster und zaubern dennoch ein lustiges Licht und Schattenspiel auf meinen Küchentisch. Enola schlummert zufrieden hinter mir und Indy hat sich auf seinen Lieblingsplatz verkümmelt, um ebenfalls ein wenig im Traumland zu reisen.
Nick liegt auf seinem Federbett im Schaufenster und genießt die ersten warmen Tage von da aus. Er hat mir in den letzten Tagen ein paar Sorgenfalten mehr auf die Stirn gezaubert. Und das nur, weil er die sehr stressige Zeit voll mitgezogen hat. Jetzt wird es endlich ruhiger und gleichzeitig warm. Zwei Dinge, die nicht nur mir zusetzen. Mein Kreislauf hat ne Beule und ich glaube, dass es Nick genauso geht.
Ich zog meine Jacke an, nahm die Leckerlidose und lief zu Nick. Er schaute aus seinem Bettchen auf und als ich ihn fragte, ob er mitkommen möge (ja wir legen großen Wert auf nette Umgangsformen, *lach*), legte er zufrieden seinen Kopf auf das Kissen. Seine Augen strahlten eine Ruhe und Zufriedenheit aus, dass ich wusste, er wollte daheim bleiben und schlafen.
Ich zog also ohne ihn los, aber mit einem Gefühl im Bauch von Trauer und Verlassen. Zum ersten Mal zeigte er eindeutig, was er nicht will. Als ich nach Hause zurückkam, stand er im Flur und freute sich, kam mit in den Garten und wollte sein Mittagssnack, wie immer. Ihm fehlte die Runde Bewegung nicht. Bei der nächsten Runde stand er dann aber ganz vorne und wollte als Ersten ins Auto.
Er brauchte etwas Ruhe und das war ich nicht gewohnt. Sich anpassen und dem Seniorhund auch das geben, was er braucht, ist für uns vielleicht eine Überwindung und auch Trennung, aber heute zwei Tage später habe ich eingesehen, warum er das wollte. 12 Jahre, 6 Monate ist er nun und hatte bisher ein sehr bewegtes Leben. Nick ist mit uns umgezogen, hat viele Welpen groß gezogen und zwei OP´s hinter sich. Leicht hatte er es im Rudel nie, da er viel zu sanft und zurückhaltend ist. Seine Zündschnur war und ist extrem lang.
Er und ich haben zwei Tage gebraucht, um aus der neuen Situation eine gute zu machen. Immer noch würde ich ihn nur zu gern überall dabei haben. Und so nahm ich ihn heute mit zum Spaziergang. Ich hatte den Plan, bis zu Punkt X zu laufen. Eine Runde, die er locker schaffen kann, aber muss er? So bummelten wir, wie zu Gayles Zeiten, los. Nick gibt die Geschwindigkeit an und er macht auch Stopp, wenn es ihm reicht. Mal laufen wir den Plan, mal bummeln wir nur die Hälfte. Das ist völlig in Ordnung, auch für Indy und Enola.
Wenn es zu wenig war, unternehmen wir dann ohne Nick eine andere Runde, oder laufen mit den Inlinern, um mal richtig Gas geben zu können. Beide laufen inzwischen, mit anfänglichem Jaulen, wie Huskys, richtig toll. Ich bin die Schnecke unter dem Himmel, aber am Auto ist Treffpunkt und Hase & Co sind dabei nicht mehr wichtig. Noch und ich hoffe, das bleibt auch so. Bedürfnisse und deren Erfüllung auf allen Seite für heute erfüllt.