Allgemein

Alles hat seine Zeit

Wie ich Kalendersprüche liebe, zum Beispiel: Alles hat seine Zeit. Früher war alles besser.

Es gab Tage, da habe ich solche Weisheiten und Perlen des Lebens echt an die Wand tackern können und mir gedacht, *ja genau, laber mal*. Aber manchmal ertappe ich mich dabei, wie ich reihenweise damit um mich werfe. Spätestens seit ich meinen gemalten Bildern öfter mal eine Weisheit in verbaler Form verabreiche, sind Sprüche zu einem Teil meines Alltags geworden.

Alles hat seine Zeit. Die Zeit des Lachens, die Zeit des Allein seins und auch die Zeit des Abschieds. Gerade das war es, was in den letzten Wochen eine harte Realität geworden ist. Einen geliebten Menschen gehen zu lassen, hilflos daneben zustehen und nur die Hand halten zu können, ist unglaublich traurig. Nach jedem Besuch im Krankenhaus schnappte ich mir einen der Hunde, wenn nicht sogar alle und war draußen.

Meine Malerei wartete in den Abendstunden, war und ist mein Weg aus dem Wirrwarr des Alltags zu entfliehen. Meditation am Papier kann man sagen. Den Aufschlag auf dem Kopfkissen bekam ich meistens nicht mehr mit und so vergingen die Tage wie im Flug. Enola war ein kleines perfektes Hundekind, was artig wartete, bis wir unsere Zeit zum Training hatten. In den Spaziergängen übten wir den Freilauf, Balanceübungen und Toben, bis ich völlig außer Atmen war. Indy und ich übten das Laufen am Scooter für Canicross.

Nick und ich bummelten durch Enniger und ließen die Tage zu Ende gehen. Ohne die drei wäre alles noch ein Funken schwerer. Dann kam der Anruf, dass eben dieser geliebte Mensch für immer die Augen geschlossen habe und wir sie ein letztes Mal besuchen kommen könnten. Morgens gegen 5 Uhr fuhren wir mit den Hunden im Gepäck zum Krankenhaus. Sie waren unfassbar ruhig und nahmen sich zurück, bis wir unlängst später am gewohnten Feld der Sonne entgegenliefen. Zeit war das, was nun nicht mehr fehlte.

Alles fühlte sich unrichtig und doch richtig an. Die drei holten uns beide in den harten Alltag, aber warfen uns ein Kissen unter die Knie, damit es weicher war. Kuscheln und neben einem liegen und friedlich atmen, beruhigend und erdend zugleich. Ich habe in der Zeit so viel von Indy gelernt und er gab es mir mehrfach zurück. Nick ist im Opa Leben angekommen. Langsamer, steifer, aber mit einem Willen Abenteuer zu erleben, wie eh und je. Das ist für mich unglaublich erleichternd.

Die vielen Stunden im Krankenhaus, in der Kurzzeitpflege und in der Wohnung, die es nun gilt zu räumen, raubten Kraft, die ich mit den drei Felltrollen so wundersam wieder auffüllen konnte. Ich kann es schwer in Worte fassen, aber als ich Hilfe brauchte und zur Beerdigung die drei treuen Mäuse gut betreut wissen wollte, kam sie in Form meiner Freundin. Sie ist ohne zu zögern 650 km gefahren, um hier ihr Homeoffice Lager aufzuschlagen und uns beizustehen.

Als wir die Mitteilungen verschickten, dass unsere Familie nicht mehr so vollzählig ist, kamen weitere Freunde und stärkten uns den Rücken beim wohl schwersten Gang. Egal, wo ich auch nur Piep sagte, wenn die Tränen nicht trocknen wollten, alle waren da. Weit weg oder nah dran, Leute DANKE. Ich bin überwältigt und glücklich, dass ihr uns aufgefangen habt. Das vergessen wir Euch nie!

Alles hat seine Zeit, es stimmt.

Kommentare deaktiviert für Alles hat seine Zeit