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Valentinstag

Eine unglaublich anstrengende Woche liegt hinter uns. Eine neue Woche voller Hoffnung beginnt und was ist passender als Valentinstag? Spulen wir einmal zurück. Vor einer Woche waren wir nervös, weil es zum Spezialisten mit Nick gehen sollte. Mein Bauchgefühl war niederschmetternd und ich wusste nicht so recht, ob ich mich freuen oder weinen sollte. „Bitte lassen Sie ihren Hund nüchtern.“ klang es am Telefon, als ich mich vor einer Woche nach einigen Details zum Termin erkundigte. „Nüchtern heißt doch, dass er operiert werden soll, richtig?“ „Ja…“ klang es ebenfalls nüchtern zurück.

Mir war schlecht. Nick einen ganzen Tag nichts zu fressen zu geben, während  Queen Mum Staubsauger spielt und nur zu gern was futtern möchte. Knifflig, aber nicht unmöglich. Es rückte die Zeit der Abfahrt heran und Gayle begann Futter zu verweigern. Auch komisch, aber sei es drum, sie muss mit. Der Weg 80 km entfernt in Richtung Osnabrück war seltsam. Das letzte Mal sind wir zum Flughafen gefahren, mit Ice und eine Woche später ohne ihn. Bilder schrauben sich durch meinen Kopf, die da eigentlich jetzt gerade nichts zu suchen hätten.

Nick lehnt sich gewohnt auf meine Schulter und zusammen schauen wir auf die Fahrbahn. An der Tierklinik fummel ich nervös die Leine aus dem Auto, lege sie um seinen Hals und nehme die Tasche mit einer Decke und einem T-Shirt von mir mit aus dem Auto. Nick schnuppert die Gegend ab und hat kaum Zeit sich von Thomas zu verabschieden. Rein darf nur wer getestet ist und das war Thomas nicht. Er übernahm die Raubtierfüterung im Kofferraum und ich suchte den Weg in die Klinik.

Groß und weitläufig, ein Kommen und Gehen und wir mitten drin. Nick war aufgeregt und ich? Ich schlucke Tränen runter und versuche tapfer zu sein. Wir warten eine gefühlte Ewigkeit, bis unser Name aufgerufen wird. In der Zwischenzeit macht unser Auto auf dem Parkplatz schlapp und der ADAC sich auf den Weg zu uns. Was kann noch alles kommen, kreist durch meinen Kopf und ich versuche alles wegzuschieben und erst einmal die Untersuchungen mit Nick zu erledigen.

Der Arzt empfängt uns nett und freundlich, aber mit einer nicht zu verdrängenden Eile. Erst wird nach Nick gefragt und den Werdegang unseres Besuches. Er hört zu, notiert und eine Ruhe verbreitet sich, die mir guttat. Schließlich der Ultraschall, der das bildlich abzeichnet, was ich nicht haben wollte. Die Blase war vom Darm umschlungen. Das Urin Absetzten daher erschwert und eine OP ist der letzte Ausweg ihm Schmerzen zu ersparen. Geschweige denn, ihn zu erlösen. Gedanken schwirren gleichzeitig durch meinen Kopf. Nicks große Bernsteinaugen ruhen vertrauensvoll auf mir.

„Wann wäre die OP?“ fragte ich wie unter Narkose. „Gleich morgen und wahrscheinlich bleibt er dann auch bis Montag hier.“ Mein Blick fällt auf die Tasche, denn nachdem die Dame am Telefon merkte, dass es mir ganz und gar nicht leicht fallen würde, meinen Rüden dazulassen, wurde sie einfühlsam und erklärte mir alles.
„Machen Sie es sich und Nick nicht schwer, geben Sie ein Kleidungsstück, was nach Ihnen riecht und eine Kuscheldecke mit. Kommen Sie ihn nicht besuchen, aber telefonieren Sie ruhig jeden Tag mit uns.“

Da war er der Moment, der über Leben und Tod entscheidet und ich mitten drin. Eine nette Dame drückte mir Nick seine Leine in die Hand, während der Arzt mir die Narkose und OP Besprechung um die nicht aufnahmefähigen Ohren ballerte. Ich nickte stumm, hielt die Leine in den Händen, die an einer Stelle noch warm war. Aber mein Nick war bereits weg. Kein Verabschieden, kein Fell kraulen… einfach weg. Ich bekam den Auftrag am Empfang die Unterlagen zur Aufklärung noch zu unterzeichnen. Meinerseits gab ich noch mit auf den Weg; „Sollte in der OP irgendetwas sein, dass er nicht mehr aufwachen sollte, dann lassen Sie ihn gehen.“ Erstaunte Augen richteten sich auf mich und schließlich nickte der Arzt.

„Dafür würden wir ihnen aber Bescheid geben.“ Ähnliche Worte waren es, aber der kommende Tag und die Uhrzeit, die mir genannt wurde, um mich nach dem Verlauf zu erkundigen, waren unendlich weit weg. Vormittags sei die OP, soviel wusste ich. Bekäme ich einen Anruf, dann nicht, weil er sie gut überstanden hätte. Bangen, Warten und Übelkeit bis es 16.30 Uhr war. Ich rief an und wurde mit einem Rückruftermin verabschiedet. Ich saß vor beiden Telefonen und wartete die längsten Minuten meines Lebens. Entwarnung und dass er alles gut überstanden habe, war die Nachricht, die mir erneut die Tränen in die Augen schießen ließ.

Von nun an hieß, es warten auf den nächsten Tag, den ersten Haufen und die Zustimmung, dass er nach Hause darf. Heute ist es hoffentlich so weit. Ich sitze zum letzten Mal vor dem Telefon und warte auf die genannte Uhrzeit. Ich hoffe zu erfahren, dass wir uns in nicht ganz 2 Stunden ins Auto setzen können und Nick nach Hause holen dürfen. Zu einer Gayle, die ihn seit Tagen sucht. Zu einem Indy, der seinen Kumpel beim Spaziergang vermisst und vor allem zu uns. Das Auto ist noch bei der Werkstatt und der Wasserschaden bekommt die Tage Besuch. Es wird alles wieder werden, vor allem, aber wenn wir wieder vollständig sind.

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