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Tage

Tage wie diese, sind es, die mich zum Wahnsinn treiben. Absichtlich habe ich mir kaum etwas vorgenommen. Schließlich ist es auch gut so und dennoch möchte ich gern mit meinem Kopf auf die Tischkante donnern, um zu merken, dass das nur ein Traum ist.
Ich habe nicht so eine genaue Vorstellung, wie es bei euch so ist. Daher mal ein kleiner Report aus unserem Leben. Der Wecker tut, was ein Wecker tun muss. Uns anschreien und damit Bescheid geben, dass wir ziemlich zeitnah aus den Federn sollten. Wenn es denn noch die alt hergebrachten Feldern wären. Also wir sollten aus der Baumwolle, welche sich um unsere wahrscheinlich Lamafell-Wolle-Polyester-Irgendwas schmiegt, in den kalten und nassen Tag starten. Nicht sehr verlockend. Dann schaut man auf Gayle, wie sich ihr Brustkorb hebt und senkt. So herrlich gleichmäßig, dass man direkt wieder einschlafen könnte.

Der Wecker schreit erneut und nun wird es Zeit. Man mogelt sich irgendwie ins Spa und zur Zahnbürste. Überdenkt die Kleidung für den Tag, November…nass…kalt…dunkel… und zieht sich dennoch zu dünn an. Erste Hürde geschafft, auf zum Kaffee. Der befindet sich dank meines Mannes bereits in den Thermobechern für unterwegs. Gayle fummele ich in ihre Jacke, während Nick unschuldig in Richtung Wohnungstür schleicht. Bloß nicht  auffallen, wäre ja möglich, dass er auch so einen bekommt. Erleichtert steigt er über die altersgerecht aufgestellt Rampe nicht ein, sondern hüpft schwungvoll daneben ins Autoinnere. Indy tut es ihm gleich.

Ich hänge zugegeben, wie fast jeden Tag, hinterher und schnüre meine Schuhe während Gayle auf ihren Liftboy -also mich- wartet. Sie hüpft, danke Librella, gern wieder die Treppe unter und steht vor dem Auto mit Rampe. Ein abfälliger Blick darauf und sie wird zur Seite genommen. So viel hat das Medikament dann noch nicht gebracht. Ich hebe die Queen Mum ins Auto und los geht es zur Wiese. Hier schicke Leuchthalsbänder an die Hunde, Handschuhe an und Mütze auf. Der Tag beginnt. 

Keine 30 min später steht ein total nasser Nick neben einem mit gelben Blumenblättern im Fell befindlichen Indy und Gayle schindet Zeit. Sie mag noch nicht zurück. Ich gehe also zu ihr und locke sie mit dem letzten Leckerlie aus meiner Tasche. Das klappt immer, heute nicht. Hätte Warnung genug sein müssen. Am Frühstückstisch mit Tasse Kaffee zwei schreibe ich auf, was ich alles erledigen möchte und hoffe, ich schaffe mal alles. Bis 9 Uhr ist die Wäsche in der Maschine sportlich unterwegs. Die Flaschen gepackt zur Rückgabe am Automaten und die Hunde ausgeschlafen. Ich packe alle im alten Spiel ein und wir fahren los zum Einkaufen.

Der Regen nimmt mir die Entscheidung ab, ob zuerst die Hunde oder erst der Einkauf, also der Einkauf und die Flaschen. Am Automaten läuft alles reibungslos. Ich freue mich und schreite zur Tat in das Land der unbegrenzten Einkaufsmöglichkeiten zu kommen und stoße auf den ersten Senior des Tages. Er hat Zeit und Platz. Ich weder Zeit noch Nerven und nehme die nächste Reihe der Regale, um ihn zu überholen und das Corona konform. An der Kühltheke hat er mich wieder und ich muss mir einen neuen Weg suchen. Senioren mit Zeit vermehren sich im Einkaufsladen erheblich schneller als an der Tankstelle. Ich kurve in Richtung Kasse, als ich der Meinung bin, dass ich alles habe.

Am Auto fällt mir auf, was fehlt und es ist mir egal. Nicht lebensnotwendig und morgen brauche ich ja auch noch Puls. Hunderunde im Grünen, stimmt nicht, ist inzwischen gelb. Vorbei am Hofhund, der heute keine Laune hatte oder selber spazieren war. Es war einfach schön. Nun aber zurück zu meiner TO DO Liste. Rezepte holen für den Mann. Auf in die Arztpraxis, in der ich gestern schon vergeblich war. *Viel zu tun* hieß es, trotz *kommen sie gegen 11 Uhr, dann ist es fertig*. Ich will ja keinen stressen, denn es ist sicherlich anstrengend genug beim Allgemeinmediziner.

Heute neuer Anlauf und froh gestimmt stehe ich 10 min in der Warteschlange. Telefonate werden angenommen, die weiteren Wartenden mit mir, stehen sich die Beine in den Bauch und ich starre auf das Schild *Nur 3 Patienten im Wartezimmer*. OK korrekt, der Rest steht ja davor und wartet. Nach meiner Wartezeit eröffne ich ihr freudig, dass ich nur das Rezept holen will und freue mich. Sie fragt flapsig nach der Versichertenkarte, die wohl bei meinem Mann ruht. Zuhause wohlgemerkt. *Ohne die Karte geht das nicht* – na ja bei anderen schon. Man kann so was auch nachreichen.

Ich gehe wieder nach Hause, ärgere mich wie ein Rohrspatz und gehe wieder hin mit der Karte. 15 min später, 4 Leute mit mir wartend und Gesprächen, die ich eigentlich nicht hören wollte, darf ich die Karte auf den Tisch legen. Sie wird entwendet und wieder über den Tresen gereicht. Vorher noch mal in die Hand gehustet, ok mit Maske vor der Nase, aber ich bin eh schon gereizt, dass das ein NO GO ist. Ich desinfiziere nicht nur meine Hände beim Verlassen der Praxis, sondern die Karte unter dem kritischen Blick der Dame gleich mit. Es ist mir sehr schwergefallen nicht noch mehr vor mir zu geben, als es mir schon aus dem Gesicht gefallen war.

Also zur Apotheke und durchatmen. Solange ich ohne Maske von A nach B komme. Ich erhalte meine Bestellung und erfrage, wie man sich eine Impfbescheinigung für den Mann erstellen lassen kann. Sicherheitshalber hatte ich ja den Impfausweis schon dabei. Aber warum sollte das nun klappen? Nein, der Ausweis wird dafür benötigt. Thomas könnte ja auch anders geschrieben sein. 25 Jahre sind da kein Erfahrungswert, aber he sie macht auch nur ihren Job. Zurück am Haus erst einmal den Hunden das Fell vom Rücken kraulen und im Garten eine Runde spielen. Wer weiss, was noch alles kommen mag.

Und genau, es kommt noch mehr. Eine Nachricht, auf die ich nun schon 11 Monate warte. Gelogen es gab eine Unterbrechung also 6 Monate und nochmal 5 Monate. Nach Adam Riese… ach lassen wir das. Meine Laune macht weiter den Talflug und ich beschließe atmen zu gehen, mit den Hunden, in der Natur. Den Hunden geht es gut. Spaziergang gut überstanden und auch beim Zubereiten der Mahlzeiten nicht verletzt. Es gibt doch noch so was wie Hoffnung. Jetzt sitze ich hier und schreibe, weil mir sonst der Hut platzt. Die Zeit zu früh ist ins Bett zu gehen und der letzte Spaziergang noch auf sich warten lässt.

Tage wie dieser sind Stoff für Geschichten. Ich hoffe, meine hat bald mal ein happy end. Im Moment lebe ich vom Sarkasmus  und Ironie. Den Hunden ist das egal, sie liebe mich auch so. Gayle nimmt statt der gereichten Nudel lieber meinen Finger, Nick und Indy sehen einfach zu süss aus, dass man keine schlechte Laune haben kann und doch musste ich das jetzt mal los werden.

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