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Spaziergang

Herbstlich war es heute morgen bei unserem Spaziergang über die Felder. Jeden Morgen überlege ich mir, welche der Runden denn wohl heute die passenste ist.
Bei den sommerlichen Temperaturen vor noch ein paar Tagen, waren es kleine mit viel Schatten und heute stehe ich vorder Qual der Wahl.
Möglichkeiten wären:

1. mit Hundekontakt – heute nicht… bin nicht richtig fit und brauche Ruhe
2. mit Bauer „unfreundlich“ oder auch Griesgram – hmm…. der ist auch nicht immer unterwegs und wir würden nur ein wenig sein Gebiet kreuzen
3. schöne Strecke nur hin und zurück daher weniger eine Runde

Ich entschließe aus dem Bauch heraus, da unsere Hundefreunde und deren Besitzer dem“komischen“ Geldverdienen nachgehen unsere Herbst-Winterrunde bei Bauer Griesgram zu nehmen. Schon auf dem Weg dahin schiebt sich ein dunkelblauer Benz vor uns und zwei pelzige Hundegesichter schauen mich erwartungsvoll an.
Bonny und Joschi samt Frauli Tessa hatten die gleiche Idee, aber gesundheitlich hinkte das Frauli heute ein wenig hinterher. Die Knochen… genau wie bei mir. So begrüßten wir uns und gingen jeder seiner Wege.

Wenn man mit seinen Gedanken gut allein seinen kann, ist diese Strecke eine der Schönsten in unserer näheren Umgebung. Das GIN`ies Volk verlässt seine fahrbare Hundehütte und die Nasen stecken sofort in den aktuellen Tagesthemen. Ich sortiere mich noch eine Weile und versuche all das mitzunehmen, was ich mitnehmen wollte. Dabei entdecke ich eine etwas entfernt stehende Gestalt, die sich die Natur genauer anschaut. Natürlich genau auf unserer Strecke. Beim Annähern jedoch erkenne ich eine Dame, die wir hier schon sehr oft getroffen und im vorbeifahren einen guten Tag und guten Weg gewünscht haben.

Wir kennen uns so nun schon seit 2 Jahren und niemals haben wir uns länger unterhalten. Aber die kleinen Gesten, sowohl ihrer als auch meinerseits zeigten den nötigen Respekt für einander. Wir stellten uns immer an die Seite und ließen sie mit ihrem Rad vorbei. Oder eben sie ließ uns genügend Abstand, um unsere Runde fortsetzen zu können. Einer der wenigen Menschen in der Bauernschaft, die so freundlich Hunden und mir gegenüber war. Sie stand da nun unter der Eiche mit dem Blick auf das Feld. Wie immer nahm ich die Hunde zur Seite und wollte zügig vorbei als sie mich heute ansprach.

„Wo waren Sie all die Monate? Ich dachte schon es ist etwas passiert, aber wie ich sehe, sind alle wohlauf.“ Und das mit einem charmanten russichen Akzent. Ich erklärte ihr, warum wir andere Wege gegangen sind und das es jetzt ungefährlicher für uns ist als die Wochen zuvor. Sie kannte Eichenprozessionsspinner nicht und so konnte ich ihr ein paar Bäume später eines der Nester zeigen. Sie ist zarte 70 und ihre Augen lassen nach, so habe ich ein Foto gemacht und es ihr vergrößert zeigen können. Es ergab sich, was sich ergeben sollte, wir spazierten nun zusammen ein wenig des Weges entlang. Ich erfuhr, das auf dem Feld früher ein altes Herrenhaus stand und bis vor ein paar Jahren konnte man die Kellerräume noch sehen.

Unsere 3 benahmen sich ihr gegenüber als wenn wir so schon immer mit ihr gelaufen wären. Sie umschnupperten uns, ließen sich zurückfallen und freuten sich an uns vorbeizuhuschen. Sie erzählte mir auch ihrem Leben und das sie die Runden für ihre tägliche Sporteinheit nutzt, denn wie früher Ski fahren oder schwimmen lassen ihre von Arthrose gezeichneten Hände und wahrscheinlich auch Knie nicht mehr zu. Es kam der Punkt, da sie meinte, ich müsse nicht so langsam mit ihr mitlaufen, schließlich habe ich wohl besseres zu tun, als mit einer alten Frau aus der Vergangenheit zu plaudern.
Ich schaute auf meine 3 welchen Spass sie hatten, mal intensiver an einigen Stellen zu lesen und versicherte ihr, das es völlig ok ist mal langsamer durch die Natur zu laufen und bis zu unserem Feldweg würden wir sie sehr gern begleiten. Ein Lächeln huschte über ihr Gesicht, welches von ihrem Leben schon gezeichnet war. Gayle schien diese Dame sehr nett zu finden und trödelte sehr gern um uns herum und das ohne was Leckeres in der Hand.

Ich erfuhr so einiges über die Bauern der Gegend, denn sie fährt jeden Tag ihre Runden und das schon seit Jahren. Der Weg für uns zum weiterlaufen kam und wir verabschiedeten uns auf unbestimmte Zeit hier am Feld. Irgendwie ist es sehr seltsam wenn man eine Dame trifft, die einem sagt: Ich bin ja schon 70 – und wenn ich an meine Mama denke, die diese Jahr diese Zahl auch ihr eigen nennen wird. Die Zeit vergeht viel zu schnell und man nimmt sich für die schönen Dinge im Leben echt zu wenig Zeit.

Die Runde habe ich im gleichen Tempo der Dame weiterfortgesetzt und dabei in vollen Zügen die Unternehmungen der Hunde auf den Feldwegen beobachtet. Ja es sieht schon sehr nach Herbst aus, auch wenn das Wetter noch einmal die Wende bekommen will. Zurück am Auto bin ich doch sehr froh den Spaziergang heute so gewählt zu haben, die Dame treffen zu können. Schön wars und auch wenn sie diese Zeilen wahrscheinlich nie lesen wird. Danke für die schöne Zeit heute morgen am Feld.

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