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Service bitte

Service bitte – so beginnen mein Mann und ich fast jeden Tag. Ein Bösewicht, der böses dabei denkt. „Liftboy“ könnte man mich auch nennen. Lasst es mich mal erklären.
Wenn wir uns morgens irgendwie aus dem Bett geschält haben und versuchen den Tag zu beginnen, dann liegt Gayle immer noch dick eingekuschelt im Bett und träumt. Früher hat es gereicht, dass die anderen mit ins Bad geschlichen sind und sich neben Streicheleinheiten und unserer morgendlichen Toilette vielleicht ein Leckerlie abzuholen. Kommt schon, wer von euch geht allein ins Bad, wenn man einen Border Collie hat? Sofern die Tür nicht richtig im Schloss seinen Platz gefunden hat, kommen die Schlaumeier doch mit.

Unser Bad ist mit dunkelblauen Fliesen versehen und für Gayle ist das Badezimmer nicht der willkommene Lieblingsort. Sollte sie sich dennoch mal zu uns verirren (was heute eine andere Bedeutung hat, als noch vor ein paar Monaten) dann konnten wir sie mit einem Happen belohnen. Das bleibt den Anderen nicht verborgen und so ist man nun mal in unserem Hause sehr selten allein im Bad. Schon hier kann man in dem Falle vom Service reden, denn ein netter Snack bevor der Tag dann wirklich seinen Lauf nimmt, wer sagt da nein.

Ich hingegen wandel mit der Zahnbürste im Anschlag zur Kaffeeabteilung eine Etage tiefer. Bringe Licht ins Haus, in dem ich mal die Rollladen nach oben ziehe und damit den Nachbarn gleichfalls zu verstehen gebe, wir sind wach. Meistens ist Queen Mum jetzt in einem Zustand, den man durchaus als wach bezeichnen kann. Nachdem ein Snack als zweites Hobbitfrühstück in der Magenpassage steckt, kann man also Hund auch nach unten.
„Service bitte“ klingt es dann gern mal durch das Haus. Ich bringe meine Zahnbürste und mich zurück ins Bad (Tanja… Zahnseide ist dann schon erledigt *lach*) und hole meine geliebte Gayle an der Treppenkante ab.

Unsere Treppe ist für die ältere Dame von Welt eine Aufgabe, die ihre Pfoten nicht mehr schaffen. Jetzt könnte man sie im unteren Teil des Hauses schlafen lassen, aber nach 14 Jahren in unserer Nähe, wäre das für mich undenkbar. Daher spiele ich nur zu gern ihre Servicekraft. Sie hat mir ihr gesamtes Leben gewidmet, ob sie das wollte oder nicht. Wir haben sie uns ausgesucht und haben ihr Dinge beigebracht, die wir nun auch beibehalten. Es ist mein morgendliches Fitnessprogramm und ich bin froh und auch ein kleinen wenig stolz, dass sie alles mit macht. Da sind ein paar Treppen am Tag nicht das Problem.

Das hätte ich mir, als Gayle eingezogen ist, nicht träumen lassen, dass ich sie als Welpe die Treppe runtertrage und ein paar Jahre später wieder. Aber Hand aufs Herz, ich möchte es nicht ändern. Jeder Tag ist so kostbar und ich genieße ihn sehr. Danke Steffi für gestern, das tat sehr gut. Ein offenes Ohr für meine Bedenken ist immer Gold wert. Jetzt aber ab in den Tag und mal sehen, was wir heute erleben. Bevor der Haushalt ruft, ich so lustige Dinge tu, wie Brot backen, Bücher gegenzulesen und hoffentlich bald auch zu veröffentlichen.

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