Mit dem Schrecken davon gekommen
Vieles im Leben läuft so herrlich vor sich hin, dass man nicht mehr wahrnimmt, welches Glück man eigentlich hat. Wenn man dann mit dem Schrecken davon gekommen ist, dann wird einem ganz schnell klar, welchen Schatz man hat.
Aber von Anfang an. Oft beginnen die Tage im immer gleichen Rhythmus, aus Aufstehen, Bad, Kaffee, Spaziergang, Job und so weiter… Tag ein Tag aus und die Hunde laufen so nebenbei mit. Alles wie all die Jahre vorher auch. Freizeit wird gern mit ihnen verbracht und zu Hause ein wenig Sport integriert. Ausbildung oder auch ein mehr an Zeit frisst der restliche Alltag. Oft nehme ich mir vor, heute machst du mehr… dann fällt zu viel an Regen und es finden sich sicherlich noch mehr passende Ausreden.
Ja ich kenne das und das Hamsterrad aus dem man aus Bequemlichkeit nicht rauswill. Solange alle gesund und munter sind, ist das noch vertretbar. Doch nach und nach kommen Gebrechen dazu und man macht Abstriche. Geht kleinere Runden und verändert den Rhythmus erneut. Es dauert nicht lange und das schlechte Gewissen klopft an. *Sollte man nicht etwas mehr mit Indy machen und etwas weniger mit Gayle? Gut das es Nick gut geht, nicht wahr?*
Und dann ist er da, der Tag, der eben nicht mehr gut ist. Seine Diagnose steht seit mehr als einem Jahr und wir leben damit. Mit unserem behandelnden Tierarzt ist alles besprochen, wirklich alles, auch wenn es nicht schön klingt. Der Tag X rückt auch bei Nick näher. Gestern hatte ich das Gefühl, dass wir davor stehen könnten und ich rief meine Tierärztin an. Einfühlsam und offen, wie sie nun mal ist, schaute sich den Professor an und untersuchte die Parameter, die ausschlaggebend waren. Alles noch im Normalbereich und schließlich eine Blasenentzündung.
Das Gebirge hat man fallen hören, denn es war nicht mehr nur ein Stein. Es ist mehr wie krass, wenn man sich einmal mehr vor Augen hält, wie schnell alles vorbei sein könnte. Die Zeit zum Termin zu überbrücken, war unendlich und alles wurde von mir noch einmal beobachtet. Glaubt mir unter Tränen und immer die letzten Tage von Ice vor Augen. Heute sieht alles etwas entspannter aus, aber dennoch sitzt der Schock tief. Mit dem Schrecken davon gekommen, ja das kann man sagen und ganz ehrlich, ich habe seit gestern noch mal einiges durchdacht und verändert.
Nick hat einen Teil seines geliebten Schaufensters zurückbekommen und kann nun wieder im Liegen aus dem Fenster die Straße beobachten. Indy bekommt neue Tricks aus dem Balance-Bereich gelehrt. Gayle darf und soll ihre Rente genießen und bekommt dennoch jede Menge alte und neue Tricks. Unser tierische Fitnessstudio findet immer noch jeden Tag statt und da gibt es auch wirklich keinen Schritt nach rechts oder links. Inzwischen genieße ich es sehr, dass wir die Zeit zu Hause für Schlafen und Kuscheln, Sport und Albernheiten nutzen und jeden Tag voll genießen.
