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Menschen

Seit ich Menschen kenne, liebe ich die Tiere. Arthur Schopenhauer
Oft dachte ich mir nichts bei diesem Zitat, doch heute wurde ich eines Besseren belehrt.

Seit geraumer Zeit lässt es sich nicht mehr vermeiden, im Ort mehr und mehr Hundemenschen samt Hund zu treffen. Ob es an den gestiegenen Spritpreisen liegt, oder ich ein Händchen dafür habe, die unpassende Zeit abzupassen? Ich weiß es nicht und so versuche ich den Kontakt nicht unbedingt zu vermeiden, aber so gering wie nötig zu halten.

Warum? Die Hunde, die eine Ausbildung genossen haben und das kleine und große 1×1 der Hundesprache beherrschen, sind selten geworden. Eigentlich müssen sich immer alle auf Anhieb verstehen. Dazu gehören meine nicht. Sie sagen deutlich, was sie und auch was sie nicht wollen. Das führt nicht immer zu lächelnden Gesichtern.

Es bleibt nicht aus, dass man so genau weiß, wo man nur freundlich nickt und einfach weitergeht. Langeweile kommt dennoch auf und man versucht, die wenigen Wege im Ort einfach mal etwas zu variieren. Es gibt da eine kleine Runde, raus aus dem Ort. An der hochfrequentierten Straße entlang, über eine Bundesstraße und schließlich zwischen zwei Bauernhöfen wieder in den Ort hinein. Viele kennen diesen Weg und oft, wünschte ich mir einen anderen Weg zu haben, um nicht ständig Slalom um die Haufen der Anderen zu machen.

Auch wenn es mir manchmal eine regelrechte Recherche abverlangt, angle ich die Hinterlassenschaften meiner Jungs auch vom Feld und verpacke sie fachgerecht in die lustigen schwarzen Tüten. Inzwischen bin ich, aus Gründen und zur Beweisführung, dazu übergegangen, meine Beutel fast bis mit nach Hause zu tragen. Warum? Auch das erkläre ich gern.

Heute sollte es eine kleine Zusatzrunde geben. Das Wetter lud einfach ein, also Geschirr an Indy, Halsband an Nick und los ging es. Indy fand eine Frau in ihrem Vorgarten, die da sonst nicht stand und zeigte sie mir mit einem freundlichen Wedeln. Die Frau, mächtig beeindruckt von Indy, schritt etwas zurück. Wir begrüßten uns, wie all die Monate und Jahre zuvor. Guten Tag und guten Weg… weg war Indy samt seiner Leine.

Er hatte meine Unachtsamkeit genutzt und sich auf den Weg gemacht. Er liebt diese Runde voller Eindrücke und Geschichten. Kurz vor Ortsausgang wird es für mich sportlich. Haufen liegenzulassen, scheint an manchen Stellen ein Volkssport geworden zu sein. Wo die Hunde mit den Nasen, die kleinen und recht großen Stinkern fündig werden und recht schnell im Ausweichen sind, bin ich eher optisch veranlagt. Ärger keimt jedes Mal in mir auf. Meine Vorschläge an dieser Stelle vielleicht mal einen Mülleimer samt Spender von den Tüten, die der Haufen das Aus bedeuten, aufzustellen, lief bisher ins Leere.

Ich sehe die typischen Rundrücken von Nick und Indy erbarmt sich auch etwas Stoffwechselendprodutkte in die Natur zu legen. Herrlich eine Tüte für zwei Erledigungen. Muss mein Glückstag sein! Kurz gesucht und verpackt, geht die Reise weiter. Nick nutzt die entspannte Atmosphäre und haut Haufen zwei an den Baum. Ich zücke eine weitere Tüte und sammle artig alles ein. Knote beide Tüten zu einem Knäul und wir sind schon fast wieder im Ort.

>>Schon wieder solche Monster, die nur scheißen und alles liegen lassen<<, tönt es auf mich ein. Dazu noch ein weißer und laut kläffender Winzighund, der zielstrebig auf uns zugesteuert kommt. Das Frauli direkt hinter ihr her und schneller, wie dieser Hund schauen kann, ist sie auf dem Arm. Normalerweise bekomme ich von dieser Dame immer ein wahres Buch erzählt.

Heute trollte sie sich ziemlich schnell und war verschwunden. Zurück blieb ich mit Nick und Indy an der Leine und dem Knäul aus schwarzen Tüten in der Hand. Die ältere Dame war mehr wie stinkig und ließ ihren Ärger an mir und den Hunden aus. Nicht nur, dass ich nicht taub bin, ich kann auch noch Tüten mit Hinterlassenschaften tragen, die ich zum Beweis ihr vor die Augen (absichtlich nicht vor die Nase) halten kann.

Die Beschimpfungen gehen weiter, „Ein riesen Haufen was die Viecher immer scheißen und keiner bückt sich, das gehört verboten. Die können aufs Feld scheißen gehen…“ Ich solle die Scheiße entfernen, das würde so nicht gehen… Mein Blutdruck stieg. Das war nicht die erste Ansprache, dieser Art an mich und jedes Mal habe ich das störrisch ertragen und bin weitergegangen. Heute ging das nicht mehr. Ich stellte sie zur Rede, da ich mir keiner Schuld bewusst war und bin. Sie solle nicht alle über einen Kamm scheren…

Ein Wort ergab das andere und sie ließ ihrem Frust freien Lauf. Ich bin weder Blitzableiter noch ihr Therapeut und habe mich zusammengerissen so lange es geht. Jetzt platze mir aber auch die Hutschnur und ich bollerte zurück. Ich mag mich nicht für den Rest des Ortes und denen, die solche Trümmer liegen lassen in Grund und Boden maulen lassen. Ich schickte meine Jungs ins Platz. Und seit euch sicher, keiner wäre im Leben aufgestanden, bei meiner Laune

Ich holte eine weitere Tüte heraus, packe diesen Haufen ein und nahm meine Jungs. Sie hielt mich an, die Tüte doch jetzt auf Feld werfen zu können. Ich drehte mich zum letzten Mal um und entgegnete, dass ich weder Stress mit dem Bauern noch mit ihr brauche und ich zum letzten Mal mich so von ihr behandeln lasse. Ich sammle das auf, was nachweislich nicht von meinen ist, ich nur ein Hundehalter von vielen im Ort bin und es jeder hätte sein können. Dass ich aber wohl wissen würde, wie man diese Tüten entsorgt, und zwar nicht auf dem Feld, und ich nie wieder so von ihr angefahren werden will.

Selten gehe ich einfach aus einem Streit heraus, ohne nicht noch einen netten Abschluss gefunden zu haben. Jeder hat mal einen schlechten Tag und meiner war auch nicht besonders. Aber das war zu viel. Indy und Nick liefen so anständig wie schon lange nicht mehr. Mir ging diese Geschichte, wie eine Endlosschleife, durch den Kopf. War ich frech? War ich ungerecht? Stand es mir zu, so zu handeln?

Menschen, wirklich, auch wenn ich jetzt viele über einen Kamm schere. Man muss Hunde nicht lieben, auch wenn in ihrem Haushalt einer wohnt!!!, aber man kann leben und leben lassen. Ich für meinen Teil bin tief getroffen, so behandle ich sonst keine älteren Menschen. Sie verdienen Respekt, aber ich bin auch kein Prügelknabe, nur weil ich gerade mit meinen Hunden um die Ecke komme. Ich kenne ihre Tochter und werde das Gespräch auf jeden Fall noch einmal suchen.

Es beschäftigt mich auch nach Stunden noch. Sonst hätte ich diesen Text mir auch einfach schenken können. Ich selber habe ein Grundstück, wo ich jeden Monat 3 bis 4 Haufen entfernen muss. Wenig, bei der Frequenz, die hier am Schaufenster vorbeizieht. In dem Moment ist Dackel Luis vor der Eibenhecke und bekommt „Post aus Darmstadt“. Ein gekonnter Griff und weg ist alles. Gegenüber hat ein Kindergarten seit neuesten seine Räume bezogen und der Bach samt Ufer ist ein Teil davon geworden.

Ein junges Mädchen zog ihren Hund in kackender Pose an uns vorbei, hin zu dem minimalistischen Streifen Erde und er drückte, was das Zeug hielt. Er beendete und beiden liefen weiter. Als ich hinterherrief, wie es denn mit wegmachen aussehen würde, bekam ich zur Antwort: „Das ist nur noch der Rest, ist nicht mehr viel!“ Das erklärt alles… das ist der Grund, warum es liegen blieb? Das ist ein Grund, warum ich beim Tierarzt gern meine Hunde gegen Giardien behandeln lasse.

Das musste mal raus. Sorry für die, die es bis hierher geschafft haben. Ich liebe meine Hunde und auch Menschen mit Verstand, Aufregung wegen Haufen kann ich verstehen, aber angreifen, dass muss nicht sein.

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