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Landleben eben

Landleben, was ist das eigentlich? Ein Leben zwischen Heu und Schweinestall, ein Leben mit Laubbläsern und Heckenschere, mit Hunden und dem krähenden Hahn auf dem Mist. Landleben eben…

Es ist 5 Uhr in der Frühe und ich glaube kaum, dass Indy das ernst meint und in den Garten will. Aber das leise und sehr anhaltende Schmatzen weckt mich aus dem fahrenden Zug ins Nirgendwo. Ich werde wohl nicht erfahren, wohin ich eigentlich wollte. Wenn die Augen schon offen sind, kann man tatsächlich den Weg in den Garten wagen. Noch vor dem ersten Hahnenschrei im noch feuchten Gras. Die kurze Hose, die im Sommer so hilfreich ist, zeigt einmal mehr, warum es auch eine lange Version davon gibt.

Ich trete von einem Bein auf das andere und warte, dass die Jungs ihren Ausflug erledigt haben. Der Wasserkocher bekommt frisches Wasser und den Job es gefälligst auch warmzumachen. Futter, wie in völliger Trance, aus dem Schrank gefummelt, in die Näpfe gegeben und freudig serviert. Als Servicepersonal bekomme ich bestimmt heute eine eins mit Sternchen. Schmatzend und schleckend sind beide zufrieden und begeben sich wenige Minuten später wieder ins Körbchen.

Ich bastel mir meinen Kaffee und trage ihn vorsichtig nach oben. Nur nicht kleckern, stelle ihn am Bett ab und krabbel wieder unter die Decke. Es ist einfach zu früh und der Kaffee zu heiß, perfekt noch einmal vom Zug zu träumen. Der Kopf findet die Fläche vom Kissen und der Hahn seine Stimme. Ab jetzt kann ich rückwärts zählen. Auto eins wird gestartet und fünf Minuten der Motor laufen gelassen. Dann zügig angefahren, um auf dem nahegelegenen Parkplatz zu wenden und mit mehr wie 30 an unserem Haus vorbeizubrausen.

Kennt man, dann dauert es weitere 20 Minuten bis Auto zwei die Zündung betätigt und die Soundanlage gibt, was sie kann. Schlafen? Warum denn? Wenn es sonst so erschreckend ruhig ist, dass das Piepen im Ohr echt laut wird, kann man sich über Hahn und Auto echt freuen. Weitere vier Stunden später finde ich mich in meinem Büro ein. Schalte das Laptop an, stelle den nächsten Kaffee daneben und sehe Nick im Schaufenster zusammengerollt schlafen.

Schlafende Hunde haben etwas Beruhigendes. Ich hole meine Kamera, Fotos vom Spaziergang herunterladen, und entdecke Indy auch im Schaufenster ganz dicht neben Nick. Das ist neu und kommt, so dachte ich, einmal im Jahr vor. Und das hatten wir schon. Ich freue mich und ärgere mich gleichzeitig, das falschen Objektiv an der Kamera zu haben. Ok, die Geräusche des Auslösers lässt sie sicherlich auch wieder hochfahren.

Ich hole mein Handy aus der Tasche und schieße für mich zwei Erinnerungsfotos. Sonst glaubt mir das keiner. Jetzt wäre Zeit und Ruhe für das Buch, das neue. Das, was noch weitere Geschichten braucht. Ich strecke die Finger noch einmal durch und zack… Laubbläser… ein Geräusch, das die eigenen Gedanken so leise werden lässt, dass man sich fast selber nicht versteht. Landleben eben, denke ich mir, lehne mich in meinem Stuhl aus den 70er Jahren zurück. Umfasse die Tasse mit beiden Händen und nehme einen großen Schluck.

Kann man eben nichts machen, ist so viel Natur hier, dass man regelmäßig ran muss. Dabei überlege ich ernsthaft, wie es um meinen Garten bestellt ist und ob ich da auch mal wieder dem Rasen eine Frisur verpassen sollte. Mein Blick fällt auf Indy, der immer noch im Schaufenster neben Nick liegt und aus dem Fenster etwas zu beobachten scheint. Wenn ich in den letzten Monaten einen Moment hätte festhalten wollen, dann eben gerade diesen.

Die Harmonie und Ausgeglichenheit im Moment ist für mich so kostbar, dass ich sie gern dauerhaft hätte. Das Kleinteil gibt sich wirklich Mühe und es geht sehr gut voran. Pubertät ist aber auch eine gemeine Sache. Wenn Papa und die Napffüllerin komisch werden und sich das Herrchen einfach auf und davon macht, um segeln zu gehen. Verrückte Welt, verrückt auch mal alle viere von sich zu strecken und nichts zu tun. Schwer für mich wird aber immer besser. Übrigens, ohne den Laubbläser wäre es noch viel besser.

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