Krümmel und Tütchen

Heute morgen las ich zufällig einen Brief eines Hundes an seinen Besitzer. Er stellt klar, das er nicht nachvollziehen kann, das wir stundenlangn auf Bildschirme starren, mit unseren Smartphones die Welt besurfen und wenige Augenblicke für die treuen Augen der Hunde haben. Die Zeit, die wir mit den Dingen des Alltags verbringen und unsere Freizeit dann so gestalten, das ebenfalls Smartphone und Co. mehr Aufmerksamkeit bekommen als der Hund an unserer Seite. Schnell ist ein Hundeleben vorbei ohne das wir es im Detail mitbekommen und man fragt sich woher auf einmal die grauen Haare an Augen und Schnautze rühren… Die kleine Bitte des Briefeschreibers war einfach, nur ein wenig mehr Zeit mit ihm.
Ich las den Brief und fühlte mich an manchen Stellen echt ertappt. Ja ich muss öfter an den PC und manchmal ertappe ich mich dabei, das ich sinnlos Zeit vertrödel.

Hand aufs Herz … Hunde sollen nicht bellen, nicht stinken, nicht haaren, nicht aufs Sofa, schon gar nicht ins Bett, sollen nichts kaputt machen, sollen sich sofort und immer mit anderen Artgenossen verstehen, sollen aufs Wort parrieren und den Rest des Tages gern im Körbchen schlafen und nicht stören. Sie sollen kuscheln wollen, wenn ich das will. Sie sollen beim Spaziergang keine Tiere jagen und immer um meine Aufmerksamkeit erpicht sein. Sie sollen kommen, wenn wir sie rufen und sich hinlegen, wenn wir es befehligen. Sie sollen nichts fressen, was sie auf der Strasse finden und sich nicht in Schei*** wälzen. Nicht schwimmen gehen in stinkenden Tümpeln und überall funkionieren, wo wir es eben gerade wollen. Ach ja und sie sollen keine Brötchen, Schweinebraten und ähnliches klauen… ich glaube, es fehlt so einiges was sie nicht dürfen und was sie dürfen. Aber sind sie denn noch Hund? Sind die Ansprüche, die wir an unsere Lebenabschnittsgefährten stellen wirklich so? Sollten wir dann nicht eher Stofftiere bevorzugen? Machen schließlich auch keine Tierarztrechnungen?
Wir haben uns damals bewusst für unsere Hunde entschieden und uns war auch klar, dass wir Arbeit mit ihnen haben werden und das sie nicht wie Computer funktionieren und abschaltbar sind. Wir haben mehr wie oft 2 Schritte vor aber auch oft 3 zurück gemacht, haben uns geärgert und wieder von vorn begonnen. Um jetzt ziemlich stolz auf die drei zu sein. Bei den Spaziergängen gibt es bei uns 2 Sachen, die strickt einzuhalten sind.
1. Habt Spass
2. es werden keine Tiere gejagt
Ende der Fahnenstange und damit raus in die Natur und jeder darf unter den Bedingungen seinen Weg erschnüffeln. Es macht wirklich Spass zusehen, welcher Artikel von allen bevorzugt wird. Ich merke immer mehr, das Gayle viele Geräusche als extrem gefährlich einstuft, vor allem direkt nach Silvester. Sei es Metalltüren, die vom Wind auf und zugeschlagen werden, oder vielleicht stellt der Bauer auch seine Tasse zu heftig auf den Küchentisch. Nicht immer nehme ich die Welt so wahr wie sie. Ich beschütze sie, lass sie die Situation erkunden und animiere sie weiter durch die „Gefahr“ zu laufen. Es dauert nicht lange und sie merkt, dass es wirklich nicht schlimm ist und wir können unseren Weg durch die Pampa vorsetzen.
Oft schaue ich an mir herunter und denke, man was hatte meine Tante damals recht als sie sagte: „Aus dir wird wohl nie eine feine Dame…“ Wie in meiner Kindheit sind meine Hosen an den Knien etweder mit Grasflecken versehen (he die besten Fotos entstehen so ) oder es zieren diverse Pfotenabdrücke von sich gefreuten Hunden meine Hose. Schuhe trage ich praktischerhalber schon immer gern Outdoorschuhe mit hoher Wassersäule. Wer weiss wann das Feld überschwemmt ist 🙂 . In meiner Jacke findest du immer Kekskrümmel und neben Taschentüchern auch diverse Hundekotbeutel. Dick eingepackt mit Mütze, Schal und Handschuhe, die übrigens auch gern mal Hunde konform so modifizerit sind, das man mit drei Fingern jedes Leckerlie aus der Tasche fummeln kann, ohne die Dinger auszuziehen.
Feine Dame … ne bestimmt nicht, Waldschrat oder Hundemensch passt schon eher.
Wir laufen an so einem schönen Wintertag gern mal eine größere Runde, wobei Gayle gern das Tempo vorgeben darf und sich auch die Länge der Runde aussucht. 1 Stunde für eine Runde, die wir früher mal in 35 min locker geschafft haben. Egal die Zeit nehme ich mir.
Ich denke, wenn mir meine Hunde einen Brief schreiben würden, wären die vielleicht so:
Gayle:
Liebes Frauli, Diäten sind echt nicht mein Ding und ich verstehe nicht, warum du dir die leckeren Dinge immer selber gönnst und mich nicht wenigstens mal kosten lässt. Ich habe eine Pummeleinhornfigur aber eigentlich bin ich nur zu plüschig. Die grandiosen Übungen zur Stabilisierung meiner Rückenmuskulatur solltest du mal selber testen und dann nicht immer sagen, ich wäre ungelenkig. Blöd finde ich auch, dass du an verschiedenen Tagen einfach mal so für mehrere Stunden einfach weg bist.
Sonst is alles ok… mach weiter so.

Ice:
Liebes Frauli, kannst du nicht viel mehr mit mir kuscheln? Am liebsten hätte ich folgende Stellen gern gekrault meine Achselhöhle, unter dem Bauch, am Nacken, die Pfoten, der Rücken und die Ohren… wenn wir draußen sind, lass mich ruhig meinen Abstand wählen, ich zeig dir dafür wer, wo und wann zu finden ist.
Gehen wir jetzt laufen oder zu den Schafen?

Nick:
Liebes Frauli, darf ich bitte im Laden im Schaufenster wohnen? Wann fahren wir mal wieder zu den Schafen? Und warum soll ich nicht jeden Besuch umarmen? Eigentlich liebe ich das Liegen und bestaunen der Leute ausserhalb unseres Hauses und lasse mir gern die Sonne auf den Pelz scheinen. So sehe ich auch immer genau, wenn wir Besuch bekommen und gebe den anderen schon mal Bescheid, damit wir alle gebührlich empfangen können. Camenbert für dich allein zu behalten, ist unfair und ich werde nach wie vor gern deine Knie besabbern, in der Hoffnung doch ein Stück abzubekommen. Ich liebe es neben dir im Auto zu sitzen und die Welt anzuschauen aber ich mag das Geschirr nicht, was mich an den Beifahrersitz tackert. Sonst würde ich gern mal wieder Schafe schubbsen 😉

Jetzt schlafen alle ihren Schönheitsschlaf und ich verdrücke mich zur Arbeit.