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Hard life

4 Monate und 5 Tage ist unser Nachwuchs nun alt und voll im Zahnwechsel. Das merkt man an ganz verschiedenen Verhaltensweisen. Zum einen sind meine Finger wie beim Kleinkind ständig in seiner kleinen Schnute, zum anderen steigt unser Bedarf an Möhren immens an.Alles erträglich, wenn man bedenkt, dass auch Tischbeine, Stühle, Schuhe oder ähnliches an der Reihe seinen könnte.

Als vorschirftmässiges Frauli bahne ich mir einen Weg in Richtung Fachhandel für Knabberkram auf tierischem Niveau. Damit alle ein wenig spannender wird für mich nehme ich natürlich den Welpen mit. Nichts ist aufregender als ein Laden voller leckerer Sachen und an nichts darf man ran. Frust ist dabei vorprogrammiert. Aber ehrlich, genau das möchte ich gern üben.

Ohne das ich eine weitere Übung mit eingeplant hatte, bekamen wir einen Parkplatz am Kreisverkehr. Da bekanntlich im Dezember das Licht Mangelware ist, waren die Autos in voller Beleuchtung unterwegs. Indy kennt Autos findet einige sehr interessant, andere sind weniger spannend. Was es genau ist, weiss ich ehrlich gesagt noch nicht aber Übung macht den Meister. Also öffne ich die Kofferraumklappe und sehe Indy völlig verwirrt. So viele Lichter, so schnell und dann auch noch allein unterwegs.

Schnell sucht er Sicherheit auf meinem Arm. Nicht absichtlich aber anders kommt der Zwerg nicht aus dem Auto. Eben ankuscheln und erkennen alles ist in Ordnung. Sobald alle Pfoten auf dem Boden sortiert sind, kann es los gehen. Die Strasse entlang zum Futterladen. Das grelle Licht beim Betreten stört ihn kaum, denn die Augen sind zu und die Nase an. Einem Staubsauger gleich entert Indy den Laden und wird auch sofort vom Fachpersonal in Empfang genommen.

„Na du Kleiner…“ oh prima er sieht schon männlich aus. „Was möchtest du denn?“ Hüstel … also er möchte alle und ich eher weniger. Die Augen schrauben sich entlang meiner schlammverschmierten Schuhe, ebenfalls schlammigen Umschlag der Jeans entlang zu dem sprechenden Teil der Frau. „Ja natürlich…“

Man merkt ich bin schon lange aus dem „OH EIN WELPE… Milcheinschuß“ raus. Ich erwähne, dass er im Zahnwechsel ist und ich was zum knabbern für ihn suche.
„Ah damit er die Einrichtung in Ruhe lässt…“ hm… Hellseherin??? Ich:“ nein damit er die Zähne los wird, die lose sind. Wir besitzen auch Möhren, aber die sind auf Dauer langweilig.“ Wie ein komischer Seitenblick dieses Mal auf meine mit Schlammpfoten übersäte Jacke.
„Wir hätten hier Kälberblase, die kauen sich weich und es ist ein besonderer Kauspass.“ Klingt gut und ich nehme der Dame die Tüte aus der Hand. „Die Tüte gibt es auch in klein…“

Innerlich verdrehe ich die Augen, versuche aber äußerlich entspannt zu blieben. „Nicht schlimm, zuhause sind noch andere Hunde, die gern was kauen.“ Jetzt habe ich die Aufmerksamkeit der Dame. „ Dann wären vielleicht noch …“Ich bin überrascht nun scheint meine Tarnung aufgeflogen zu sein. Ich frage höflich nach getrockneter Fischhaut und bekommt Leckerlis, wo vielleicht mal einer daneben gelegen hat. Ich frage erneut, ob es die Haut auch pur und nur getrocknet also ohne Rind, Huhn oder anderes Tier gibt.

Ich glaube, ich bin ein anstrengender Kunde mit Ansprüchen und setze dem Ganzen noch einen obendrauf. „Luftgetrocknet wäre auch noch toll…“ Wieder werde ich seltsam angeschaut aber die Dame reisst sich zusammen. „Dann hätten wir ganze Sprotten, aber die haben noch ihre Augen dran“ Ich:“ bloß gut, das Indy kein Vegetarier ist und damit gut klar kommt…“
Ich bin inzwischen etwas enttäuscht und nehme den Rückzug in Angriff. Doch wir sind noch nicht fertig mit dem Ausflug zum Futter besorgen. An der Kasse die übliche Frage:“ Darf er denn was haben?“ „Sicherlich“ „Kann er denn was…“ Ich wollte ja gern antworten, dass er schon das kleine 1 x 1 der Welpen kann. Süss sein, sitzen …

Nein soweit komme ich nicht, nur den Hinweis, dass wenn sie ihre Finger nicht von Welpenzähnen zerkratzt haben mag, dann solle sie sich was einfallen lassen. „Platz… das muss er doch schon können“ Äh was… warum muss er das?
Aber ich lass sie mal machen. Scheint ja eine Trainerin zu sein und weiss wie Indy funktioniert. Ich schaue mir das Schauspiel an, was Indy mit mir jeden Abend beim Üben macht.

  1. Hinsetzen und süss schauen… Erfolg? gut… kein Erfolg
  2. nächster Einfall meistens Platz

Soweit kommt die Dame nicht, denn sie wirft das Leckerchen aufgrund meiner Warnung auf den Boden. Zack der Lütte liegt wie eine Pflunder auf dem Boden und die Frau ist stolz. „Dachte ich mir, ist ja auch ein Border Collie.“ Ah doch ein Profi im Hundebereich.

Hinter dem Tresen steht ein junger Mann in Ausbildung. Er soll meine Rechung abhalten und mir noch eine Probe mitgeben. Oh ich bin gespannt. Während der junge Mann mich zu dem Trockenfutter aufklärt und erfragt was wir füttern, sehe ich Indy Kasperletheater machen und weiter die Frau zu manipulieren, das es Futter gibt. Sie ist so stolz und in Fahrt, das mein Welpe sicherlich gleich satt ist, großartig komme jetzt öfter.

Ich werde unterdessen nach unserer Art zu füttern gefragt und mir fällt BARF aus dem Gesicht. Der Mann nun wirklich verunsichert und erklärt mir dennoch weiter, das ich zu der Probe hier auch den großen Sack bekommen kann. Ich bedanke mich und erwähne, dass ich Knabberkram brauche, wegen dem Zahnwechsel. Indy bekommt Ladung 5 dieses Mal für ein Pla/Sitz und damit sind ihre Übungen am Ende. Er wird unkorrekt und hampelig, weil sie so euphorisch „das hat er aber fein gemacht“ flötet.

Ich nehme meine Fische, meine Kälberblasen und die Probepackung während Indy versucht hinter den Tresen zu kommen und die Tüte eben selber zu leeren. Dafür gibt es ja den Erziehungsstrick, den er natürlich trägt. Einmal eine kleine Ansage in Richtung wir gehen jetzt und Indy folgt leichtfüssig aus dem Land des Futters. Herzchen in den Augen der Frau, Verzweifelung in den Augen des Mannes und ich grinse mir eins. Das müssen wir unbedingt öfter machen…

Hard life so eine Welpenleben …

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