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Gedanken


„Ich kann jetzt auf den Tod warten, oder das Leben nehmen, wie es kommt.“


Heute ist so ein Tag voller Gedanken über den Sinn und Unsinn des Lebens. Über den Trott und den Alltag, den man gar nicht so für sich wahrnimmt.

Der Tag fing schon recht merkwürdig an und ich beschloss schnell, dass ich wieder ins Bett möchte. Dazu eine Gayle und dann wäre es perfekt. Das Wetter gestern, der spontane Besuch beim Tierarzt und damit ein totales Durcheinander im normal geplanten Tag führten schließlich zu einem Ende, das viel früher war als sonst.

Exakt 2.30 Uhr wusste ich, warum dieser Montag den Aufkleber „komisch“ bekam. Gayle musste an das Grasbüschel und eine Runde gießen. Unnötig, denn das Wetter hatte das bereits getan. Egal, wenn Queen Mum rausmuss, muss sie raus und ich gleich mit. Sie schlief recht schnell wieder und ich war wach. Ungünstig, aber nun mal nicht zu ändern.

Heute beginnt die Zeit im Büro für meinen Mann und damit auch unser „Monk“alltag zu bröckeln. Wir trinken noch einen Kaffee zusammen, ich schmiere Brote und die Hunde schauen komisch aus ihren Körbchen. Jetzt habe ich auf der ersten Runde des Tages auch Zeit mir Sorgen, um Gayle zu machen. Lief sie sonst auch so langsam? Die letzten Monate konnte ich meinen Mann damit nerven und mir ein Entkräften holen.

Heute nun mal nicht. Heute liefen wir eben langsamer und bedächtiger zum Auto. Zuhause rührte ich einen Brotteig zusammen und hatte jetzt eine Stunde Zeit zum Schlummern. Gayle und ich fanden uns auf dem Bett ein und zeitgleich ging ein Anruf ein. Gayle schlief und ich kümmerte mich um das Leben der Anderen. Ein Anruf löste den nächsten ab und schon war es Zeit dafür, das Brot aus der Backofensauna zu angeln.

Indy kam als Erinnerung, dass wir doch bitte noch einen Spaziergang machen könnten und Nick schlief. Nach unendlich langen Minuten und einem eher abgewürgten Gespräch, als einem schönen Ende, stand ich mit meinen Hausschuhen auf den Feldern. Den Rucksack mit Getränken und Leckerli, aber auch meiner Kamera und einem Apfel. Ich schaute an mir herunter, lächelte kurz und wir liefen los. Die Sonne kannte kein Erbarmen und die Schwüle nahm stetig zu.

Mein Handy informierte mich mitten auf der Wiese über den Gesundheitsstand eines Rüden, der sich samt Besitzerin über lange Zeit mehr und mehr in meinen Fokus schob. Gleiche Hobbys, gleiche Interessen und Border Collie dazu. Er ist zarte 13 Jahre und hat ein paar Beschwerden, die ich ansatzweise von meinen kenne. Ich gebe meine Erfahrung weiter und bekomme weitere Puzzleteile dazu. Das kann allen nur helfen.

Schließlich fallen die Worte Tumor, Bestrahlung und was tun? Im Grunde sitzen wir alle in einem Boot, wenn es um unsere Senioren geht. Man liebt ihre schrulligen Angewohnheiten, muss Entscheidungen treffen und das Beste daraus machen. Immer wieder komme ich an den Punkt, wo es darum geht, was tun? Fakten wie 13 Jahre, lebenslustig und glücklich, stehen plötzlich einem Tumor mit Bestrahlung gegenüber. „Was würdest du tun?“ Ja diese Frage habe ich mir bei Ice und seinem Bandscheibenvorfall auch gestellt, auch bei Nick und der Hernie.

Abwägen, was bringt mehr und was sind die Folgen? Bauchgefühl hin oder her, es muss eine Entscheidung getroffen werden. Und ich finde es gut, wenn man fragt. Niemand weiß alles und niemand hat ein richtig und falsch im Ärmel. Aber man kann verschiedene Blickwinkel beleuchten und Perspektiven sehen. Meistens hat man ein Gefühl für das, was dem Hunde am besten tut. Traut man sich aber auch das zu sagen? Dazu zu stehen?

Ich stand schon zweimal vor Entscheidungen, die ich gern hätte jemand anderen treffen lassen. Ich war und bin glücklich über all die Leute, die mir in der Zeit zur Seite gestanden haben. Meine Tränen getrocknet haben und auch mal gesagt haben, „genauso hätte ich das auch gemacht“ Es bleibt an uns, warten wir auf den Tod, oder nehmen wir diese Herausforderung an und machen das Beste daraus?

Es kann jeder Tag, der letzte sein. Aber auch jeder Tag ein wenig Sonnenschein und schrullige Hundeomas und Hundeopas. Ich würde reisen, ich werde jeden Tag genießen und versuchen das Leben zu leben, wie es kommt. Unserer Reise ist noch nicht zu Ende und so halten wir an jedem Tag an einer neuen Haltestelle. Schauen uns um, steigen wieder ein und fahren weiter. Zeit für traurige Gedanken ist immer, aber auch für schöne. Kraft der Gedanken sagte mal jemand. Wenn man sich negatives nur lange genug vorstellt, trifft es auch ein.

So muss es doch auch andersherum gehen. Auch wenn ich weiß, dass die Zeit mit Gayle und Nick gegen uns läuft, sind sie aber immer noch da und denken nicht an ein Morgen. Gute Einstellung und ein Vorbild, also kraule ich noch ein wenig die Locken von Gayle, lasse Nick im Garten die Tauben auf Trab halten und Indy mir neue Aufgaben des Alltags stellen. Perfekt…

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