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Es ist eine komische Zeit

Wie oft ich das denke und wie oft ich das in den letzten Tagen gehört habe. Es ist eine komische Zeit und war sie als Kind anders?

Vermutlich, denn die Zeit ist im Fluss und nichts bleibt, wie es mal war. Ich hätte es auch nicht für möglich gehalten, aber ich vermisse viele Zeiten aus der Vergangenheit. Das Leuchten in den Augen, wenn man einen geschmückten Tannenbaum sieht. Und zwar aus der Perspektive einer 1,20 großen Person. Zufällig sah ich ein Foto einer Bekannten, die für ihre drei Kinder den Baum geschmückt hat.

Alles strahlte in Gold und sah unglaublich festlich aus. Erinnerungen fallen mir ein und ich sehe sie, wie ein Kinofilm, mit einem Sitzplatz in der ersten Reihe. Wenn der erste Frost kommt, dann hält einen kaum etwas im Haus. Dicke Socken, lange Unterhosen und vor allem Handschuhe sind Dinge, die unbedingt mit müssen.

Ich überlege gar nicht lange und stecke Nick und Indy in eine Jacke. Das Auto von Gabi samt Halvar hält vor der Tür, wie ein Fluchtwagen vor der Bank. Die zwei schnell im Kofferraum verstaut und vorher interessante Dinge aus dem Kofferraum geholt. Eigentlich ist der Kofferraum von Gabis Blitz, wie ein fahrbarer Adventskalender. Hinter der Kofferraumtür erwartet mich immer eine Überraschung und wenn es matschige Hunde sind.

Die Scheibe ist noch leicht gefroren und während wir uns von unserem Haus entfernen, kratzt mein Mann unser Auto frei. Er muss zur Arbeit nach Münster und wir sehen uns erst in den Abendstunden wieder. Alles wie immer, nur der Frost und die Kälte, die sind ungewöhnlich. Wie zwei Kinder stehen wir bald am Feld, holen die Hunde aus dem Auto und beginnen unsere Morgenrunde. Nick und Indy laufen ihre Wege und schauen gelegentlich auf ein Leckerchen vorbei.

Es fühlt sich weihnachtlich an und falls sich Schnee hier her verirrt, dann wäre das das bekannte Tüpfelchen auf dem I. Völlig durchgefroren, mit roter Nase, gefühllosen Zehen und Fingern stecke ich wenig später ein dickes Stück Holz in den Ofen, der bereits seit Stunden für Wärme sorgt. Eine Tasse Kaffee dampft vor mir und ich sollte und wollte das begonnene Buch beenden. Aber es geht nicht. Die Geschichte will keinen weiteren Lauf nehmen. Ich fühle mich so blockiert und vernagelt, wie ich es auch bei der Malerei habe.

Also schnappe ich mir zwei Stunden und zwei Tassen Tee später, die Hunde und wir ziehen los. Alte Wege, die ich mit Gayle, Ice und Nick erkundet hatte, taten heute unglaublich gut. Die Weite und alles in wundervollem und glitzerndem Weiß, wie ein Streicheln der Seele. All das, was mich am PC, Telefon oder per Briefe erwartet, ist weit weg. Um mich herum sind die Hunde genau so ausgelassen und glücklich, wie sie und ich es sein sollten.

Es ist eine komische Zeit und es ist gut, dass man nicht weiß, was alles noch kommen wird.

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