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die rote Katze

Es sollte die letzte Runde des Tages werden und dann war sie wieder da, die rote Katze.

Ich hatte heute Zeit und der Regen machte mir auch nichts aus. Ich überlegte noch kurz, ob es Zeit sei den Nick in seinen Regenmantel zu stecken, blickte zum Himmel und sah in der Abenddämmerung, dass die Wolken weiterzogen. >>Also ohne<<, dachte ich mir und legte Nick sein Halsband um.

Wie immer schlenderten wir die Straße entlang und ich liebe es, Nick beim Lesen der Nachrichten zu beobachten. Seine Körperspannung änderte sich, als wir unter das Abdach des wunderschönen Fachwerkhauses, nur ein paar Meter von unserem Haus entfernt, zum Stehen kamen. >>Katze<< ganz klar und als ich endlich auch eingetroffen war, erkannte ich sie auch.

Es war schon ein paar Monate her, genauer gesagt im Frühling, an einem Abend im Regen. Sie war klein und begann ihre Umgebung im Freigang zu erkunden. Nick und ich verließen das Haus. Der Regen ließ die kleine Silhouette der roten Katze kaum erkennen. Sie sah uns aber genau und versuchte vor uns zu flüchten. Sprang mutig ab und landete in der dichten Eiben-Hecke des gegenüberliegenden Grundstückes. Diese gab nicht etwa nach, nein, sie beschleunigte das kleine Wesen direkt vor unsere Füße.

Erneut holte sie mutig Schwung und sprang, in der Hoffnung jetzt darüber zu kommen, erneut ab. Traf auf die Hecke und wurde wiederum vor uns auf die Straße befördert. Sie war sehr beunruhigt und dieses Mal war sie noch mutiger und lief ein paar Schritte, sprang und landete mit einem Platsch, wie es sich nun mal anhört, wenn eine Katze im Vossbach landete.

Mit einem Fauchen gab sie ihrem Frust freien Lauf. Nick und ich standen, wie mit Patex an den Boden geklebt und beobachteten das kurze Schauspiel. Heute standen wir unter ihrem Abdach, was zu dem Haus ihrem Besitzer gehörte. Sie machte einen Buckel und hatte schlechte Laune. Nick stand vor ihr, keine 2 Meter entfernt und freute sich, ganz vorsichtig.

Ich hatte Zeit und gab sie uns, denn der Regen trommelte gerade leicht aber stetig auf das Dach. Aus dem Buckel wurde, in Zeitlupe, eine sich setzende Katze. Aber zufrieden war sie mit der Situation nicht. Immer ein Auge auf Nick und mich gerichtet und sicherlich kreisten im kleinen Kopf die Murmeln, wie sie hier wegkommt. In Zeitlupe bewegte sie sich Zentimeter für Zentimeter in Richtung Mülltonne. Nick stand inzwischen regungslos da, nur das Bewegen seiner Rippen zeigte, dass er vorsichtig atmete.

Ich stand daneben und beobachtete. Die Katze nahm allem Mut zusammen und ging einen großen Schritt zur Tonne. Schaute zu uns und setzte sich deutlich entspannter hin. Wir beobachteten uns eine Weile und keiner rührte sich. Ob sie wohl abgewogen hatte, wie es um ihre Chancen stand? Schließlich schlich sie, ganz vorsichtig, hinter die Mülltonne und aus unserem Sichtfeld. Nick und ich blieben noch einen kleinen Moment.

Ich betrachtet die Wolken und Nick noch einmal die Stelle, wo die rote Katze gesessen hatte. Zufrieden schauten wir uns an und liefen langsam weiter. Die Leine an Nick hatte ich locker gelassen, und keinen Zug darauf gebracht, weil ich weiß, dass er bei der besten Katze der Welt gelernt hatte. Lucy (knappe 18 Jahre wurde sie) hatte Nick von Welpe an in Betreuung. Er durfte sie hüten, anschnuppern und auch mal anlecken. Aber jagen, dafür gab es einen Satz heißer Ohren, sowohl von Lucy als auch von mir.

Seither werden diese flauschigen Vertreter einer besonderen Rasse sehr gern beobachtete. Gern auch Stunden lang. Die rote Katze, die so unverhofft damals in unseren Spaziergang gehüpft war und nun uns, für die Dauer eines kleinen Schauers, geduldet hatte, da war sie und ich überlegte, ob wir uns heute wohl für damals entschuldigt haben? Sind wir wohl quitt?

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