Allgemein

der Wonnemonat

Der Wonnemonat Mai, da ist er also. Die Felder sind voller Raps, die Hasen haben nur Ideen und wir mitten drin.

Gayle macht es uns im Moment nicht wirklich leicht und andersherum, hat sie es auch nicht leicht. Das Wetter spielt wieder Bingo und hält auch meinen Kreislauf auf Trab. Morgens überlege ich in der Tat recht häufig, ob ich Gayle und Nick eine Jacke anziehe. Entscheide mich oft dagegen und das ist auch gut so.

Unsere erste Runde des Tages ist sehr oft, sehr sonnig und dann sind auch 7 Grad schon warm. Moment, habe ich das gerade geschrieben? Ja, wohl wahr. Wenn ich auf unsere Oma schaue, wird klar, dass auch 7 Grad warm sind. Also folgt unsere zweite Runde recht zeitnah, nach einer Pause für Wischen, Saugen und Brotteig ansetzen.

Eine kleine Runde soll es werden und die führt uns an zwei Bauernhöfen vorbei. Beide haben Hunde und beide Hunde kennen wir aus der Ferne. Und das ist auch gut so. Der eine Hunde hat einen Job, Wachhund auf einem Betriebsgelände. Ich finde es sehr respekteinflößend, dass er zwar Bescheid gibt uns gesehen zu haben, aber er dennoch auf dem Grundstück bleibt. Es gibt keinen Zaun, allein seine Stimme stellt eine klare Grenze her.

Wir trippeln in Gayle Geschwindigkeit an ihm vorbei. Heute war Gayle auf Krawall aus und musste unbedingt auf Maximallänge der Leine laufen, in Richtung bellendem Hund. Das gibt mir die unnötige Anspannung für den Tag. Aber heute war dieser Hunde mit anderen Aufgaben betreut und bellte uns nicht einmal an. Auf Anspannung folgt Entspannung und drei Hasen.

Indy und Nick beobachten sie gern, hüten sie, wenn sie mitmachen. Sonst sind sie eher egal. Alles hätte so schön sein können. Und dann leben da einfach auch noch andere Menschen, die dann auch noch mit Hund. Das Gespann ist aber interessanter Natur. Den Herren schätze ich auf Anfang bis Mitte siebzig, den Hund eher in Nick seinem Alter (10).

Bis hierhin nichts Ungewöhnliches, könnte man meinen. Der Mann freut sich immer sehr uns zu sehen, sein Hund eher weniger. Könnte aber auch sein, dass dieser Hofhund nur seine Familie hat. Kennt er Artgenossen? Wie komme ich auf das schmale Brett? Klischee ziemlich sicher, aber die beiden gehen immer zusammen an einem Strick spazieren. Hundeleine gibt es nicht, Halsband auch nicht. Der Strick ist beides in einem.

Dennoch wirken beide nicht unglücklich, bis auf, dass wir Eindringlinge ihren Rhythmus des Tages etwas verändern. Er bewundert meine „artigen“ Hunde, die aber auch unartig im Programm haben, aber genau wissen, dass es hier keinen Sinn ergibt, sich aufzuregen. Also warten sie ab und sobald die Leinen los sind, wird gelesen, wer das gerade war. Indy findet diesen Hund sehr interessant, aber auch gruselig.

Den Hund höre ich noch lange heiser röcheln und wieder zu Luft kommen. Den Mann dagegen ihm erklärend, dass das unnötig war und er sich eine Scheibe von meinen abschneiden soll. Wie unterschiedlich Hundeleben sein können, konnte kaum ein anderer Spaziergang zeigen. Ich habe die Luxusversion, dann der Wachhund und dann wäre da noch der Hofhund.

Hofhunde sind in meinen Augen ebenfalls Hunde mit Job. Es fällt nur mehr ins Auge, wenn der Hund über ein Firmengelände läuft, anstelle des Innenhofes. Aber Aufpassen haben alle beide gemein. Im Übrigen, bei uns zu Hause teilen sich Nick und Indy diesen Job. Solange unsere Bande an den Schafen aktiv war, hatten sie den Job, für den sie geschaffen sind. Aber ohne Schafe, auch gleich ohne Job? Sehe ich nicht ganz so. Er ist nur ein deutlich anderer.

Alltagsbegleitung, und zwar überall ist nicht minder langweilig, oder gar anstrengend. Zu vielen, wenn nicht sogar, allen Terminen sind sie dabei. Warten selbstverständlich mal im Auto, mal in der Bank oder auch im Büro. Es kommt darauf an, welche Ansprüche ich an mein Leben mit Hund habe. Was soll er, oder sie für mich sein? Gayle ist in Rente, dessen sind wir uns alle einig. Aber dennoch hat sie einen Job, sie hilft mir meinen Tagesablauf zu regeln.

Sie gibt Halt und Richtung, auch wenn es manchen Tag anstrengend ist, sie verlangt nach einem Rhythmus. Abweichungen sind an manchen Tagen schwierig, da es sie total aus der Bahn wirft. Mein Geburtstag samt Besucher waren für sie eine Anstrengung, die sie mit viel Kraft gekostet hat. Das Abschalten und Entspannen fiel weg und schließlich versagten ihre Muskeln. Es ist schwer, das mit ansehen zu müssen, aber ich weiß, wie ich ihr helfen kann.

Indy ist gerade mein Lehrmeister. Er stellt mir Aufgaben, Herausforderungen und spendet mir Kraft für neue Dinge, die ich noch nie gemacht habe. Indy fordert mich, aber auf eine Art, die Spaß macht. Augen für einen Junghund zu haben und dabei das Seniorenvolk nicht zu vergessen, lassen mich oft den Junghund vergessen. Wenn wir aber mit den Inlinern um die Wette rennen. Also ich renne hinter Indy her, merkt man, dass er einen höheren Bewegungsdrang hat.

Also Fahrrad geholt, geübt und nun drehen wir gern mal ein paar Runden für ihn zum Laufen. Sobald alles frei ist, darf er auch flitzen, so schnell er mag. Für Nick ist das Fahrrad schon immer nervig gewesen. Herrlich, dass Indy es zu schätzen weiß, und so mit mir für meinen Sportpart zuständig ist.

Nick´s Job ist Seelentröster, Beifahrer, Clown und Taubenscheucher. Ganz egal was ich mache, er ist gern dabei. Er ist so sensibel, dass er auch bei anderen Menschen immer versucht ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern. Dabei ist eher unter Umständen auch grobmotorisch und tollpatschig, dabei aber niemals böse. Ihm kann man nicht böse sein. Ich bin so unendlich froh, dass die Hernie nicht sein Leben gekostet hat und wir ihn noch weitere Jahre bei uns haben.

Der Wonnemonat Mai und die Gedanken sind frei.

Kommentare deaktiviert für der Wonnemonat