Allgemein,  Hundefreunde

Das Leben

Das Leben ist eines der Schönsten. (Willy Meurer)

Manchmal hat das Leben Überraschungen im Ärmel, damit rechnet man nicht. Und ich schon gleich gar nicht. Immer wieder sind es die Hunde, genauer Border Collies, die mich Menschen kennenlernen lassen. Man kommt ins Gespräch, findet Gemeinsamkeiten und ehe man sich versieht, nennt man sich Freunde. Wir begleiten uns, wir stützen uns, schimpfen auf die gleichen dummen Sachen und lachen über die Dinge, die unsere Hunde anstellen.

Man entdeckt Gemeinsamkeiten, man hält das Taschentuch bereit und auf jeden Fall immer einen Rat. Monatelang geht man gemeinsam durch Höhen und Tiefen. Oftmals kennt man sich nicht persönlich, weiß aber um die Vorlieben und Hasslieben der Hunde. Alles ist unreal und doch das Realste, was einem in diesen Zeiten widerfahren kann. Jetzt sitze ich hier vor dem Bildschirm, der das Zimmer erhellt. Wind und Regen sorgen für eine Stimmung, die nicht passender sein könnte.

Trauer, Wut und Verzweiflung mischen sich dazu und ich kann nicht anders und muss es mir von der Seele schreiben. Woran erkennt man, ob die Zeit des Abschieds gekommen ist? Gibt es Anzeichen? Gibt es Hinweise? Habe ich etwas übersehen? Muss ich noch etwas machen? Ist das Leid zu groß? Fragen über Fragen, die einfach keine Antwort finden. Nichts kann einem geraten werden, nichts ist hilfreich und doch alles irgendwie.

Ich begleite einige Seniorenhunde, seit Gayle und Ice gegangen sind. Und es sind immer wieder viele dieser Fragen, die plötzlich im Raum stehen und man, wie ein Verrückter, nach einer Antwort sucht. Ich habe immer und immer wieder meiner Freundin in den Ohren gelegen, die die beiden kannte, „hab ich etwas verpasst? Übersehe ich etwas?“ Und doch kann einem keiner die richtige Antwort geben. Man merkt es, so wie man merkt, dass sie in den Garten wollen, dass sie gern ihr Futter hätten oder einmal ordentlich gekrault werden wollen.

Ich stehe vor meinem Regal mit den Hundesachen und suche nach den Schuhen, die Gayle getragen hatte. Den Manschetten dazu und mir fallen Ice seine Jacken in die Hände. Könnte jemand die gerade besser gebrauchen? Tränen kullern, denn dem ich sie von Herzen gegönnt hätte, hat sich heute seine Flügel geholt. Ein Kloß ist in meinem Hals und alles kommt wieder zutage. Auch das ist ein Weg, mit meiner Trauer umzugehen. Wenn die Hunde der Anderen etwas haben und ich helfen kann, mit den mir zur Verfügung stehenden Mitteln, dann denke ich nicht lange darüber nach.

Hätten Ice und Gayle es so gewollt? Wer weiß, aber ich weiß, dass da jemand ist, der es jetzt braucht. Also gebe ich es und wenn es nicht mehr hilfreich ist, dann kommt es auch wieder zurück. Da bin ich mir sicher. Wieder holt mich der Regen aus den Träumen und wieder ist es eine harte Realität, dass treue Freunde nicht unser Leben lang da sind. Sie begleiten, sie stützen uns und wann auch immer der Zeitpunkt gekommen ist, dass sich die Wege trennen. Liegt es an uns, die Entscheidung zu treffen, sie gehen zu lassen.

Die Erinnerung bleibt und sie ist immer präsent, sie wird mal etwas durchsichtiger. Aber vergessen werden sie nie. „Sie sind immer noch da.“ Solange man über sie redet, an sie denkt und sie in Ehren hält. Ich kann inzwischen ohne einen Knoten im Hals von ihnen reden. Aber an Tagen wie heute, ist dieser Knoten wieder da. Wieder gehen die Gedanken an meine vorangegangenen und wieder wünschte ich mir Zeit mit ihnen. Eine Zeit, die eine Wunde immer und immer wieder aufreißen würde. So halte ich sie im Herzen, so fest, dass es an manchen Tagen mehr weh tut.

„Sie haben einen festen Platz im Herzen und wenn sie unbequem liegen, drehen sie sich um und suchen einen bequemeren Platz.“ der Grund, warum es immer und immer wieder weh tut. Ich fühle mich wie gelähmt und dabei habe ich die Beiden nur begleitet. Doch haben sie so einen tiefen Eindruck hinterlassen, dass mein Herz wieder beginnt zu zwicken. Such dir deinen Platz und bleib so lange du willst. Run Free

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