Allgemein

Berg und Talfahrt

Manchmal komme ich mir vor wie auf einer Berg und Talfahrt… streckenweise auch mal auf einer Hochebene, gelegentlich auch mal mit der U Bahn unterwegs. Beschreibt sehr bildlich was im Moment so alles los ist.
Mal abgesehen davon, dass ich noch nicht im geringsten eine Idee habe, wie ich manchmal alles unter einen Hut bekommen soll, gibt es Tage da läuft alles wie geschnitten Brot. Die Medikamente verträgt Ice sehr gut und so kommt der Tag, wo wir uns langsam ausschleichen. Gesagt, getan und der Tag der letzten Gabe rück an. Kopfkino Mensch, wie ich nun mal bin, freue mich, dass alles so klappt wie geplant und sehe das Gipfelkreuz schon deutlich.
Wir trainieren im Garten mit Gayle, um ihre Hinterhand gescheidig zu halten und den Muskeln nicht die Chance zu geben sich weiter von dannen zu machen. Eine Übung dabei ist das mich anspringen… JA HA richtig gelesen… Ich bin ja stabil wie ein Baum und immer dabei wenn wir Trainieren. Man könnte natürlich auch andere Gegenstände nutzen… Gymnatikball oder Baum im Garten aber nein, meine Beine gehen wahlweise auch mal.

Und wenn man nicht damit rechnet und alle Hunde sonst artig auf ihren Namen warten, springt Ice mich an. Vorsichtig stelle ich ihn auf den Boden zurück, anmeckern unnötig, weil eh zu spät. Ich beobachte seinen Bewegungsverlauf und sehe keine massive Veränderung und atme erst einmal. Thomas kommt nach Hause und zum zweiten Mal an diesem Tag freut sich Ice seiner Genesung so sehr, dass auch Thomas freudig angehüpft wird. Auch Thomas ist im ersten Moment völlig „HILFE WAS MACHT ER DA“ und im zweiten… runterstellen und am Boden mit ihm kuscheln.

Die Quittung kam und das direkt am folgenden Tag. Laufen genau wie vor 5 Wochen, wenige Meter, Beine überkreuzen und lieber stehen. Es bringt nichts und ich gebe ihm Schmerzmittel wie nach Absprache mit dem Tierarzt. Alles was wir uns in den vergangenen Wochen erarbeitet haben, war über Nacht auf Null zurückgesetzt. Nun gut also beginnen wir wieder von vorn. Keine Treppen, kein Hüpfen, kleine Runden und die Medikamente wieder rauf.

Man sah ihm an, ich will aber kann nicht. Er blieb daheim während die anderen mit mir die das Grün des Münsterlandes liefen. Tränen liefen mir über die Wangen und ich vermisse ihn sehr bei jedem Gang. Aber es bringt nichts und so mache ich mich allein mit ihm auf den Weg. Den Weg, der nicht immer gut ist. Den Weg der in 5 min schon zu lang ist. Ich wähle Strecken wo wir Pausen machen können oder Menschen wohnen, die uns eben nach Hause fahren, sollte es so sein.

Wie besprochen reduzierte ich nach einer höheren Gabe auf seine gewohnte Menge und gab in den Abendstunden ein wenig Schmerzmittel dazu. Freunde waren zu Besuch und wir schlemmten zusammen ein leckeres Essen. Mein Kopfkino war für die paar Stunden auf Reis, Fisch und Noriblätter fixiert. Und Ice? Der schlief den Schlaf der Gerechten. Und während ich noch ein wenig im Nachbarhaus Infos über diverse ätherische Öle erhielt, fing sich Ice wieder. Die Abendrunde, die wir schon genau durchdacht hatten, lief er zügig und flüssig. Wir bremsten ihn schneller als er das vielleicht machen würde und so endete der Abend wirklich mit Sicht auf Berge.

Heute morgen dann begann Ice wieder sehr stabil. Eine kleine feine Runde und dann zum Auto. Während ich mit den jungen Volk eine etwas größere in Anspruch nahm. Unser fahrbarer Untersatz erwartete uns schon am vereinbarten Treffpunkt. Alles eitel Sonnenschein und ich oben auf dem Berg. Die zweite Runde sollte von Zuhause aus beginnen und Gayle als Begleitung mitkommen. Wunderbar bewegten wir uns durch die Flora und Fauna im Ort und am Wendepunkt sah ich von weiten schon Ice seinen alten Rivalen dem Malinois.

Bitte tue sich eben ein Loch auf und wir verschwinden darin. Natürlich nicht aber eine Einfahrt und die nahm ich nur zu gern . Ice hatte ihn schon entdeckt und war bereit. Wie Rocky tanzte er sich schon mal warm und ich versuchte ihn zu beruhigen. Der arme Kerl von Malinois hatte uns nicht gesehen und so konnte er seinerseits entspannt an uns vorbei. Während Ice sich richtig aufregt aber alle Pfoten am Boden blieben. Diese Aufregung und der Weg dazu waren dann zu viel. Er lief noch ein paar Meter und dann war Stillstand. Das Zittern der Beine, die einfach nicht ihren Dienst machen wollen und die hilfesuchenden Augen sind es, die mich eben so hilflos stehen lassen.

Gayle abschnallen und ins Fuss beordern. Die Leinen ins Gebüsch gelegt und Ice auf die Arme genommen. So lief ich mit ihm auf dem Arm und Gayle schnüffelnd am Strassenrand entlang. Ice steif wie ein Stock und man merkt ihm an, wie sehr er das nicht leiden kann. Eine Pause für mich und den Versuch, ob er sich allein weiterbewegen möchte, zeigt Akkus nicht voll. Also wieder auf den Arm und weiter nach Hause. Wenn man das Haus sieht, werden die Meter immer länger als zuvor. Am Haus stelle ich ihn wieder auf den Boden und er läuft sehr stabil die 2 Stufen ins Haus zu seinem Körbchen und legt sich rein.

Ich biete ihm Wasser an und er schaut mich mit einem Ausdruck an: Nich dein Ernst, ich kann das allein… Futter wird hingegen gern im Bett gereicht und verschmaust. Indy und Nick stehen schon in den Startlöchern und möchten gern los. Ja genau das war der Plan und nur mit schwerem Herz lass ich Ice und Gayle zurück, was auch direkt von Queen Mum mit einer Gesangeseinlage protestiert wird. Dennoch brauch die zwei ihre Meter im Grün und so laufe ich widerwillig los. Eigentlich habe ich keine andere Wahl, da Indy diese Strecke liebt und gern Vollgas geben will.

30 min später sind wir zurück und Gayle singt erneut ein Lied. Als ich die Tür öffne, steht Ice vor mir und empfängt uns völlig normal. Ich nehme es wie es da gerade kommt und plane eine Pause im Wohnzimmer. Also alle Mann nach oben und Ice auf meinem Arm. Er macht wieder das Brett und ich sichtlich unerfreut als Nick schauten will, was da die Treppe hochkommt. Typisch Ice … ich kann das und finde es mehr wie unnötig, das ich die Treppe nicht allein laufen darf.

Jetzt wird hier geschlafen, ich tippe und mein Kaffee steht in der Küche… Da steht er gut und düfte nun eine angenehme Trinktemperatur haben.

Kommentare deaktiviert für Berg und Talfahrt