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Abenteuer …

Abenteuer sind Geschichten, die man sich am Lagerfeuer oder aber mindestens am Kamin erzählt. Manchmal lohnt es sich, diese aufzuschreiben.
Es war einmal anno domini 2019, ein Frauli (also ich *lach*), das auf der Suche nach neuen Wegen sich mal so richtig verfahren hat und mit dem Bulli weder vor noch zurück kam. Eigentlich war ein eine befestigte Strasse und führte zu einem Wald. Wald ist immer Abenteuer und so wollten sie und ihre tapferen Helden auf 4 Pfoten dieses Stück Erde erkunden.

Aus Faulheit und vielleicht auch aus Gründen, die das Frauli niemals zugeben würde (also Schiss vor dem Ungewissen) beschloss sie so weit wie nur möglich in Richtung Wald zu fahren, zu parken und dann den Wald zu erobern. Der Weg wechselte von Asphalt zu Schotter und noch schlimmer zu Matsch und das innerhalb von weniger wie eine Bulli Länge. Rückwärstsgang und weg… aber schnell bevor die Reifen keinen festen Grund mehr hatten.

Leider etwas zu spät… So standen wir erst einmal da und leichte Panik stieg in dem Frauli auf während die Hunde die Umgebung beäugten und eigentlich nur warteten, das die Tür sich öffnet. Nun fasste sich selbst das Frauli einen Moment der Musse und schaute sich um. Zwischen viel Gestrüpp und alten Ästen lies sich ein Mauerwerk erahnen. Bei genauerer Betrachtung ein Fenster, verwohnt, angeschlagen oder doch zugehangen? Gruselig, wenn man nicht wirklich in Bewegung ist. Nochmal den Rückwärstgang eingelegt und ganz langsam die Kuplung kommen lassen.

Der Bulli bewegte sich langsam rückwärts am Haus vorbei und aus dem Gestrüpp schält sich ein langer Stiel, wie aus Opas Zeiten, am Ende eine blank polierte Sense. Himmel… was ist hier los? Keine Panik und einfach langsam weiterfahren. Ein zugewachsenes Auto, dessen Fenster vom Dunst beschlagen waren, formte sich als nächstes aus der Natur. Spätestens jetzt war klar, erstmal weg hier. Zu dem Zeitpunkt kannte ich Lost Places noch nicht aber auch wenn, wäre meine Idee mit dem Fleck Erde eine andere gewesen.

Der Bulli ging, die Ford kam, der Unfall folgte. Der SantaFe zog ein und immer noch wollte ich nicht wieder dahin. Vergessen war dieser kurze unheimliche Ausflug ins Nirvana des Münsterlandes samt zauberhaftem Wald mit gruseligem Vorbau. Eines stand fest… Ich allein dahin??? NE NE NE

2020 ein Tag im November und zwar einer mit Regen, Matsch und leichtem Sturm. Ruhig sollte der Tag werden, langweilig vielleicht aber wer weiss das schon um 9 Uhr morgens? Bis mich eine lesbare Nachricht daran erinnert, das Menschen im Umfeld manchmal aus dem Bett katapulliert werden müssen, damit ihr Tag nicht im Kopfschmerzen und Co. endet. Wenn dann auch noch der Vorschlag kommt einen Ausflug zu unternehmen in neue Gebiete, warum denn dann nicht?

Wohin? „Wie wäre es in den Geisterwald?“ las ich und ich dachte so, klar bin ja nicht allein. Ich willigte ein und wie saßen keine 20 min später im Auto zum Wäldchen mit Geschichte. Ich traute mich nicht in die Nähe, hatte aber dank diverser online Möglichkeiten Kartenmaterial gesichtet und einen Weg von der anderen Seite an das Haus gefunden. Anschleichen quasi und das mit Unterstützung. Aber vor dem Haus kommt der Wald. Und was für ein schöner.

Hier darf Natur Natur sein und das zeigten auch die in der Ferne stehenden Rehe. Hier war jemand vor Jahren sehr fleissig gewesen und hat aus dem Holz Stühle, Bänke und weitere Skulpturen gebaut, die nun der Witterung ausgesetzt dem Lauf der Jahreszeiten ausgesetzt, nur noch der Form nach zu erahnen war, wie schön dieser Wald mal genutzt wurde. Die Natur holt sich gerade zurück, was ihr mal genommen wurde und ehrfürchtig stehe ich vor der Arbeit dieses Försters oder Waldbesitzers. Langsam hoffe ich schon, das das Haus zu diesem Mann samt Familie gehört.

Jeder Schritt weiter zeigt mehr und mehr was man aus Holz alles bauen kann und das hier schon Jahrzente keiner mehr diese Werke nutzt. Eine Weide eröffnet sich und die aufgestellten Hochsitze deuten darauf hin, was hier wohl gern gemacht wird. Waren die Bänke vielleicht für das Jägervolk und ein paar Gelage? Wir treten den Rückzug an und laufen Richtung Strasse und damit auch zu dem gruseligen Haus.

So wie sich vor gut einem Jahr das Haus aus dem Nichts geschält hat, steht da ein Traktor. In voller Schönheit samt Moos, Spinnweben und eingerissenem Sitzpolster. Ein Teil am Motor sieht neu und repariert aus. Wohnt hier doch noch jemand? Werden wir ihn vielleicht gleich noch treffen? Überall entdecken wir Holzstapel, die ein unfassbares Insektenhotel abgeben und schon zerfallen. Auch hier alles verlassen und doch belebt. Eine Hausmauer in moosgrün formt sich aus dem Unterholz und die Fenster geschmiert und uneinsehbar.

Ein Bohrloch kann man erkennen und weitere Stapel Holz. Langsam wechselt Angst zu Neugier aber auch Respekt vor dem Besitzer und augenscheinlich bewandert in Holzverarbeitung. Langsam kommen wir in Richtung Hauseingang, der wirklich gut sichtbar ist. Also scheint doch hin und wieder jemand nach dem Rechten zu sehen. Neugier lässt uns näher treten und wir kommen aus dem Staunen nicht raus. Ordentlich gestapelte Holzstämme als wenn gleich jemand sie zum Verarbeiten holen kommt. Ein zauberhafter Holzbriefkasten wie zu Omas Zeiten und die Sense.

Das Auto steht fast neben an und ist noch verrotteter als in meiner Erinnerung. Weniger gruselig aber auch nicht nachvollziehbar, wie es dort seinen letzten Platz gefunden hat. Alles scheint als wenn die Zeit stehen geblieben sei und nur die Natur sich zurückholt, was mal ihres war. Man möchte gern einfach das Tor zum Grundstück öffnen und weiter in dieser Zeitreise stöbern. Aber es ist nicht unser Grund und Boden und wir sind Eindringlinge genug gewesen.

Was ist hier passiert? Lebt der Besitzer oder die Besitzerin noch? Was war wohl der Beruf… Schreiner? Drechsler? Gibt es eine Werkstatt und wie verträumt ist es wohl darin? Aus Verfahren und Entdecken wurde so Neugier auf die Geschichte dieses Hauses, seiner Bewohner und schließlich ein kleines Abenteuer was mir heute den Tag verschönt hat. Die Hunde hatten ein großes neues Gebiet zu erkunden. Vieles erinnerte mich an Schottland und die Weiten der Highlands und das im Münsterland.

So schließe ich heute mit. Muffe ade und Interesse hallo… vielleicht gibt es mal einen weiteren Teil aus dem Geisterwald und seinem ungewöhnlichen Haus samt Geschichte. Der Traktor wird für mich immer in Erinnerung bleiben… so ein schöner, so ein Zustand, so ein Ort und wir mittendrin.

 

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