Allgemein,  Ginies-today

Ende November

Es ist bekanntlich Ende November. Grau, trüb und nass. Irgendwie habe ich heute morgen nicht den Wunsch verspürt aufzustehen, statt dessen lieber die Bettdecke bis an die Nasenspitze zu ziehen und weiter zu schlafen.

2015-11-27-n
Aber eben an jene Nasenspitze gesellte sich eine zweite, nass und pelzig. Ein Blick über die Nasenspitze und ich sehe in zwei warme, braune Augen, die mich aufmerksam beobachten. Ich vermute, sie denkt … na wach?… Novmber egal, raus aus den Federn…
Ein Blick zur Seite des Bettes zeigt weitere aufmerksame Beobachter, die ebenfalls der Meinung sind, aufstehen ist besser als liegen bleiben.
Manipuliert mich doch einfach mal … ich bin krank und darf im Bett bleiben. Aber dann beginnt das Kopfkino… raus müssen wir ja so wie so egal, ob es nun grau oder blau, grün oder gelb draußen ist.
Ein Besuch im Bad, eine Tasse Kaffee to go in den Thermobecher und eine angezogene dicke Jacke mit Mütze später sind wir an unserer Wiese. Ich sitze im Auto und bin mir immer noch nicht so sicher, warum ich überhaupt hier bin und nicht erst im Garten und dann wieder im Bett.
Ein Blick in den Rückspiegel zeigt mir dann jedoch drei freudig wedelnde Hundepopos, die nur drauf warten das da Draußen zu erobern. Kaninchenspuren zu verfolgen und dem Reh zuschauen, wie es unsere Wege kreuzt.
Ein Ruck die Tür ist auf und alsbald auch der Kofferraum. Während ich mir die Handschuhe anziehe und die Mütze erneut auf meinen Ohren sortiere, sind unsere drei schon auf dem Weg die Zeitung des Tages zu lesen, eigene Artikel zu schreiben und Gras zu kauen.
Das Blätterrauschen belohnt mich als Erstes, der Duft nach Tannengrün und langsam vermodernden Blättern belohnt mich. Ein wenig Regen im Gesicht lässt mich dann doch auf die Idee kommen, das morgen vielleicht der erste Advent seinen könnte.
Gedankenverloren laufen wir vier durch unseren Spaziergehwald und ich plane die Rute, die wir laufen wollen. Ice ist ganz vorn, da er zuerst lesen will was so los ist, Nick steht wie immer in einer Pfütze und inspiziert deren Qualität und mein Mädchen Gayle stöbert neben mir durch einen Laubhaufen. Alles perfekt und ich nehme langsam an, das das Aufstehen doch eine gute Idee war. Genau das ist der Moment, wo in unserer Nähe mehrere Schüsse fallen. Gleichzeitig bleibt Ice stehen und schaut zu mir, Nick hüpft aus seiner Unterwasserexpidition zu uns und Gayle ist eine Salzsäule. Jäger, so hoffe ich, und wieder nirgends ein Schild von wegen Jagd. Mein Routenplan verändert sich schlagartig und ich beschliesse demnächst, den Rückweg anzutreten. Aber da die Jagdgemeinschaft etwas weiter weg ist, entscheide ich erst den Weg noch etwas weiter zu gehen. Gayle ist nun mein Schatten und schleicht hinter mir her, ich bin ebenso unzufrieden und wünschte die Ruhe vom Beginn unserer Wanderung zurück.
Weitere Schüsse zwar immer noch weit weg aber beeindruckend genug. Die Jung laufen entspannt ihren Weg und erkunden Bäume, Sträucher und den Wegesrand. Gayle und ich trotten hinter ihnen her und ich versuche sie zu animieren, vielleicht mit den Jungs zusammen ein wenig zu Schnuppern.
Es bleibt ruhig und meine Kleine entspannt sich und snackt ein paar Grashalme. Super denke ich so bei mir und drehe innerlich schon um, damit wir den Rückweg antreten können. Wenn mir da nicht mein Oberaufpasser mit seiner Körpersprache zu verstehen gäbe, das in unserer Nähe etwas ist, das ich mir anschauen sollte.
Meine Augen suchten nach dem Ding, was Ice entdeckt haben  mag. Das können Rehe, Hasen, Fasane, Jogger, Radfahrer, andere Hund oder auch Autos sein. Meine Aufgabe ist es dann zu suchen… und ich fand. Mein Routenplaner wollte gerade sagen !!! Bitte wenden Sie !!! als sich zwei Jogger mit ihrem Hund auf die selbe Strecke begeben hatten, die ich als Rückweg nehmen wollte. Ich widersprach also meinem Navi und wir gingen unseren Weg weiter. Gayle tat was sie tun musste und schrieb einen Artikel nach dem Anderen für die Nachwelt der Hundegemeine aus unserer Gegend. Sie war entspannt und fröhlich wie immer. Die Jungs waren inzwischen auf dem Weg zum Bauern und damit zur Schafswiese, schauen wie es der Herde geht.
Ein Gefühl der Entspannung machte sich breit und jetzt wo wir doch die gesamte geplante Runde gehen, können uns auch die Jäger nicht mehr schocken.
Inzwischen setzte sich auch die Sonne durch und es wurde etwas wärmer. Wieder Schüsse und nun auch die dazu passenden Rehe auf der Flucht. Sie sahen uns, blieben einen Moment stehen und liefen dann weiter. In der heutigen Zeit sind die Schüsse eben doch nicht mehr so einfach zu ertragen. Wenn es uns zu viel wird, gehen wir zum Auto, steigen ein und fahren nach Hause. Schließen die Tür auf und alles Andere ist vergessen, es wird ein Kaffee gekocht, den Hunden was zu knabbern gegeben und sie verkrümmeln sich in ihre Körbchen. Unsere Welt ist in Ordnung, was für ein Luxus. Ich mag nicht darüber nachdenken, wie es wäre, wenn eben genau dieser Zustand nicht gegeben wäre.
Das Klackern des Motors eines alten Traktors holt mich aus den blöden Gedanken ins hier und jetzt. Der alter Traktor und dazu dieser betagte Bauer kommen uns wie gewohnt in aller Ruhe und Gemächlichkeit entgegen. Ich sortiere die Hunde am Strassenrand und wir warten und grüßen den alten Herren. Er grüßt wie immer zurück und wir gehen wieder getrennte Wege.
Am Auto sind schließlich drei dreckige aber unglaublich glückliche Hunde, ein immer noch mit einem Hörsturz kämpfendes Frauli aber froh das alles so ist wie es ist.
Habt ein schönes Wochenende …

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Sylvie und die GIN´ies Bande